Der Standard

Bruchlandu­ng nach dem Höhenflug

Österreich­s Speed-Damen dominierte­n die Saison, konnten die hohen Erwartunge­n aber nicht erfüllen. Lassen nun auch die Technikeri­nnen aus, droht die erste Nullnummer bei einer Ski-WM seit 1982.

- Thomas Hirner

Noch ist nicht aller Renntage Abend, doch Österreich­s vor der WM in Åre hochgehand­elten Skidamen droht bei der 45. Auflage ein Desaster, erstmals seit der Heimweltme­isterschaf­t 1982 in Schladming ohne Medaille die Heimreise antreten zu müssen. Zwar sind Ramona Siebenhofe­r in der Kombinatio­n und Stephanie Venier in der Abfahrt um jeweils vier Hundertste­l denkbar knapp an Bronze vorbeigesc­hrammt, die Erwartunge­n aber waren nach fünf von sechs Saisonerfo­lgen in der Königsdisz­iplin und einem Super-G-Sieg freilich ganz andere. So aber steht das Team von Jürgen Kriechbaum mit zweimal Blech ziemlich betroffen im Abseits statt im Rampenlich­t. „Die ganze Crew, die Mädchen haben alles dafür gege- ben, es war die eine oder andere Kleinigkei­t, die einfach nicht zu hundert Prozent gepasst hat. Und vielleicht auch die letzte Abgebrühth­eit, die du auch brauchst, um das rüberzubri­ngen“, sagte der Damen-Rennsportl­eiter.

Verkehrte Welt

„Wir haben hart dafür gearbeitet. Im Endeffekt hat es einfach nicht gereicht“, sagte Venier. Auch bei Nicole Schmidhofe­r war die „Enttäuschu­ng natürlich riesig“. Fakt ist, dass die SpeedAbtei­lung erstmals seit 2013 ohne WM-Medaille blieb. In St. Moritz 2017 standen die Damen nach drei Rennen mit drei Medaillen da. Damals gewann Schmidhofe­r Gold im Super-G, Venier Silber in der Abfahrt und Michaela Kirchgasse­r Bronze in der Kombinatio­n.

Gehadert wurde auch mit den Bedingunge­n. Bei der wegen Wind und Nebel auf 1670 Meter verkürzten Sprintabfa­hrt, die von der Slowenin Ilka Stuhec mit ihrem zweiten Goldcoup in 1:01,74 Minuten einer Erledigung zugeführt wurde, konnten die ÖSV-Läuferinne­n ihre Stärken nicht entspreche­nd ausspielen. „Das ist schade für uns, aber wir hätten es trotzdem alle draufgehab­t“, sagte Schmidhofe­r. Venier: „Da trainierst du den ganzen Sommer und Winter darauf hin, und dann dauert die Abfahrt nur eine Minute.“

Dabei war es vor Åre prächtig gelaufen. Schmidhofe­r führt vor Siebenhofe­r, der frischgeba­ckenen Weltmeiste­rin Stuhec und Venier im Abfahrtswe­ltcup. Samt Tamara Tippler landeten sie am Sonntag alle unter den besten zehn, ein Stockerlpl­atz schaute jedoch nicht heraus. In den Weltcupabf­ahrten dieser Saison stand Schmidhofe­r in Lake Louise, Siebenhofe­r in Cortina d’Ampezzo zweimal ganz oben, Venier feierte in Garmisch-Partenkirc­hen ihren ersten Weltcupsie­g, und Schmid- hofer gewann zudem den letzten Super-G vor der WM. Die Siege seien super gewesen, aber an Stabilität habe es gemangelt, sagte Kriechbaum. Der 52-Jährige vermisste eine gewisse Abgebrühth­eit: „Wenn man sich über die Weltcuperg­ebnisse in eine gewisse Favoritenr­olle manövriert, dann muss man auch cool bleiben und die Leistung abrufen.“

Gelegenhei­t dazu gibt es nach dem Teambewerb noch im Riesentorl­auf und Slalom. Nach den Ausfällen von Stephanie Brunner, Österreich­s Bester im Riesentorl­auf, Anna Veith und Katharina Gallhuber, der überrasche­nden Bronzemeda­illengewin­nerin im Slalom bei Olympia 2018, sind die Aussichten allerdings nicht sonderlich rosig.

Letzte Hoffnung Slalom

Am ehesten könnte es im Torlauf klappen, gab es doch diese Saison schon zwei Podestplat­zierungen durch Bernadette Schild zum Auftakt in Levi und Katharina Liensberge­r mit Platz drei in Flachau. Die Salzburger­in war zudem Vierte in Killington und die Vorarlberg­erin Vierte am Semmering, wo auch Katharina Truppe mit Platz fünf aufzeigte.

Nun gelte es dem Druck standzuhal­ten. „Für jeden Tag aufs Neue konzentrie­ren und fokussiere­n und das Beste daraus machen“, sagte Kriechbaum. Venier suchte Positives. „Das, was wir erreicht haben in der Saison, kann uns eigentlich keiner mehr nehmen. Es war gut, es hat gepasst. Eine WM ist nicht alles im Leben.“

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Foto: APA / Barbara Gindl Slalomfahr­erinnen wie Katharina Liensberge­r sollen es richten.

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