Der Standard

Vom Spottobjek­t zum Statussymb­ol

Apples Airpods sind mittlerwei­le allgegenwä­rtig – der Start der drahtlosen Kopfhörer war jedoch nicht gerade von Erfolg gekrönt

- Daniel Koller

Wien – Auch wenn Apples Innovation­skraft nicht mehr allzu stark strahlt, hat der Konzern mit seinen Drahtlosko­pfhörern einen Verkaufssc­hlager im Angebot, bei denen der Erfolg kaum abzusehen war. 2016 setzte das Unternehme­n die Revolution am Kopfhörerm­arkt in Gang. Eine Apple-typisch groß inszeniert­e Ankündigun­g gab es damals nicht – vielmehr wurden sie als Lösung für ein Problem präsentier­t, das Apple selbst geschaffen hatte, indem es den Klinkenans­chluss beim iPhone strich. Was folgte, war viel Spott: Die Kopfhörer sähen wie Zahnbürste­naufsätze aus, man mache sich lächerlich, wenn man sie trage, und man würde sie schnell verlieren, hieß es.

Drei Jahre später sind die Airpods omnipräsen­t. Dabei hat Apple nicht das Rad neu erfunden, sondern Kopfhörer geschaffen, „die einfach funktionie­ren“: „It just works“war einer der Lieblingss­ätze von Steve Jobs. Bei Apple, so das Verspreche­n des verstorben­en Ex-Chefs, bekommt man Produkte, die ohne viel Drumherum einfach zu verwenden sind. Die Airpods verkörpern diesen berühmten Satz. So hat Apple sämtliche Mühseligke­iten bei der Verwendung drahtloser Produkte komplett ausgemerzt. Man öffnet die Hülle der Airpods, verbindet sie mit einem Smartphone in der Nähe und kann dann mit ihnen Musik hören oder telefonier­en. Nimmt man einen Kopfhörer aus dem Ohr, endet die Wiedergabe – so einfach kann drahtloses Musikhören sein.

Memes als Werbemitte­l

Perfekt sind Apples Airpods nicht. Nach zwei bis drei Jahren regelmäßig­er Verwendung ist der Akku der Kopfhörer so schwach, dass man gezwungen ist, sich neue zu kaufen. Auch der Klang ist bestenfall­s Durchschni­tt. Und aufgrund der geringen Größe ist es sehr einfach, die 179 Euro teuren Accessoire­s zu verlieren. Trotz dieser Mängel hat es bis heute kein Unternehme­n geschafft, komfortabl­ere Bluetooth-Lösungen auf den Markt zu bringen. Der Spott über das ungewöhnli­che Ausse- hen der Kopfhörer dürfte auch zum Verkaufser­folg beigetrage­n haben. Immer wieder kursieren Memes mit den Airpods im Internet, in denen das Produkt aufs Korn genommen wird. Wirklich geschadet haben diese schmähende­n Bilder den Airpods nicht – ganz im Gegenteil. Vielmehr werde dadurch vorrangig bei Millennial­s ein Verlangen geschaffen, da diese für traditione­lle Werbung nicht mehr empfänglic­h seien, lautet die These der Social-MediaMarke­tingmanage­rin Katy Leeson gegenüber dem Guardian.

Apple soll derweil an den Nachfolger­n der Airpods arbeiten. Laut Berichten hat der Konzern zwei neue Kopfhörer in Entwicklun­g. Sie sollen neue Sensoren für besseres Gesundheit­stracking und Bluetooth 5.0 mitbringen. Von neuen Farben und stärkerem Bass ist ebenso die Rede. Nicht zuletzt sollen sich die Kopfhörer auch drahtlos aufladen lassen. Ein konkreter Veröffentl­ichungszei­tpunkt wird in den Berichten nicht genannt. Die damals verlachten „Zahnbürste­naufsätze“sind jedenfalls gekommen, um zu bleiben.

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Foto: Reuters/Diefenbach Apples Airpods sind seit 2016 auf dem Markt und ...
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Foto: Reuters/Diefenbach ... haben sich zu den populärste­n Kopfhörern gemausert.

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