Der Standard

Valentin, schau obe

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Wenn’s wahr ist, dann ist morgen der 1750. Todestag jenes katholisch­en Heiligen, in dessen Namen die ganze Welt – sogar die Muftis in Saudi-Arabien und die Mullahs im Iran sind machtlos – mit dem roten Herzerlter­ror überzogen wird. Am 14. Februar 269 ist er enthauptet worden, der Bischof aus Terni, und wenn wir uns das ewige Leben so vorstellen, wie das des Alois Hingerl von Ludwig Thoma, dann sitzt der Heilige morgen auf einer Wolke und lacht sich entweder schief oder rauft sich die Haare.

Wobei, eher Letzteres. Er war nämlich ein Anhänger des Ehestands – und damit auch der jungfräuli­chen Unschuld vor diesem. Nix „Patron der Liebenden“, denen er Blumen aus seinem Garten schenkte: Ein gro- ßer Freund der mit Gottes Segen zur Sache Gehenden war er. „Wahre Liebe Wartet“, wobei ja auch das historisch nicht ganz zutrifft, denn der Herr Valentin, liebe Leute, lebte vor der in der Menschheit­sgeschicht­e relativ rezenten Erfindung der romantisch­en Liebesheir­at! Die Valentin-Rezeption ist also nichts als ein kolossales Missverstä­ndnis, egal ob Sie’s kitschig oder schlüpfrig anlegen. Aber nachdem sich – so stand es am Samstag im

Standard- Album – eh das ganze Jahr über nichts tut, soll sein: „Good luck“mit Ihren Plüschherz­is, Blümchen oder Zuckerln. Ein Restaurant in Tokio serviert übrigens am 14. Februar Sushi von mit Schoko gefütterte­m Gelbflosse­nTunfisch. Valentin, schau obe.

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