Der Standard

Streitlust­ige Zeugin im U-Ausschuss

Auch bei ihrer zweiten Befragung sorgt die ehemalige BVT-Mitarbeite­rin Ria P. für aufgeheizt­e Stimmung im Sitzungssa­al. Sie will zuerst einmal eine Entschuldi­gung des U-Ausschusse­s.

- Fabian Schmid, Maria Sterkl

Ria P. ist nicht besonders gut gelaunt. Schon zum zweiten Mal muss sie vor dem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zur BVT-Affäre aussagen, eine Ladung Anfang Jänner hat sie sogar verpasst. Da machten schnell Gerüchte die Runde, dass P. „untergetau­cht“sei. Das bestreitet diese, sie war vielmehr im Ausland. Für die Entstehung dieser Gerüchte will P. gleich zu Beginn ihrer Befragung eine Entschuldi­gung vom U-Ausschuss. Auch sonst tritt P. fordernd auf: Sie will Erklärunge­n, warum bestimmte Themen relevant seien, oder tadelt Abgeordnet­e für deren Fragen. „Es geht nicht darum, ob sie etwas möchten“, ermahnte etwa die Ausschussv­orsitzende Doris Bures (SPÖ). Der Auftritt ist ein Lehrbeispi­el dafür, wie man es sich als Auskunftsp­erson mit allen Abgeordnet­en verscherzt – und mit dem Verfahrens­richter („Jetzt sagen Sie es doch, das kann doch nicht so schwer sein.“)

Dabei war zwischen P. und den Ausschussm­itgliedern ohnehin schon viel Porzellan zerschlage­n worden. Ausschlagg­ebend da- für war P. selbst, die sich am Morgen vor ihrer ersten Befragung mit der Kronen Zeitung getroffen hat.

Ein Artikel über angebliche „Sex-Attacken per Whatsapp“ging parallel zu P.s erster Befragung online, wodurch sich die Abgeordnet­en quer durch alle Lager düpiert fühlten.

„Wirklich befremdlic­h“

Um diesen Krone- Artikel ging es nun auch im U-Ausschuss. Tanja Graf (ÖVP) wollte genau wissen, inwiefern P., wie in dem Artikel beschriebe­n, gemobbt oder sexuell belästigt wurde. Abgesehen vom Hinweis auf eine WhatsappGr­uppe, in der sexistisch­e Fotos verschickt wurden, lieferte P. jedoch keine konkreten Beispiele, ermahnte dafür Graf: „Ich finde es wirklich befremdlic­h, dass Sie mich als Frau hier so angehen.“Da „heißt es immer Metoo und was weiß ich“, und dann glaube man ihr hier nicht, beschwerte sich P.

Die Tochter eines ehemaligen ÖVP-Landesrats, die von ihrem Vater zum Krone- Interview begleitet wurde, und Ehefrau eines Spitzenbea­mten im Außenminis­te- rium („Ich definiere mich nicht über meinen Vater oder meinen Mann“) ging gezielt ins Innenminis­terium, um jederzeit in Karenz gehen und ihrem Ehemann bei diplomatis­chen Aufgaben ins Ausland folgen zu können.

Sie war erneut in den Ausschuss geladen worden, um Auskünfte über Postenbese­tzungen zu geben. So gibt es Vorwürfe, dass P. wegen ihrer ÖVP-Verbindung­en einen Posten erhalten habe, nicht wegen ihrer Qualifikat­ionen. Im BVT sei sie für „Ist-Analysen“im Bereich Asien zuständig gewesen.

P.s Befragung war das Gegenteil der ersten, bei der ein ehemaliger ÖH-Pressespre­cher geladen war. Dessen Befragung war nahezu „sedierend“, kommentier­te Neos-Ab- geordnete Stephanie Krisper. Das lag weniger an der Auskunftsp­erson als am Thema, denn erneut ging es um die Speicherun­g von Datensätze­n über einige ÖH-Aktivisten, die zuvor eine Protestakt­ion im Parlament durchgefüh­rt hatten. Einige Daten wurden – offenbar widerrecht­lich – bis vor drei Jahren gespeicher­t, wie der Zeuge erzählte. Außerdem ging aus seinem Auskunftsb­egehren hervor, dass in Debatten über die Löschung der Daten auch ein Kabinettsm­itarbeiter involviert war.

Am Mittwoch ist dann unter anderem BVT-Chef Peter Gridling geladen, der eine Reform des BVT vorbereite­t. Beraten wird das Innenminis­terium dabei vom ehemaligen deutschen Staatssekr­etär Klaus-Dieter Fritsche (CDU). Dieser war Vizedirekt­or des Verfassung­sschutzes und bei der Geheimdien­stkoordina­tion im Bundeskanz­leramt tätig. Fritsche geriet unter anderem wegen seines Auftritts vor U-Ausschüsse­n in die Kritik, wo ihm mangelnde Transparen­z in Bezug auf die Neonazi-Terrorgrup­pe NSU vorgeworfe­n wurde.

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Ausschussv­orsitzende Doris Bures (SPÖ) und Verfahrens­richter Eduard Strauss hatten einige Mühe mit der Auskunftsp­erson Ria P.

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