Der Standard

Liechtenst­einer Leihgaben

Die Sammlung Batliner ist das Aushängesc­hild der Albertina. Ohne sie wäre die Karriere von Direktor Klaus Albrecht Schröder wohl ganz anders verlaufen. Jetzt steht seine Verlängeru­ng an – und die Zukunft der Sammlung ist weiterhin ungewiss.

- Olga Kronsteine­r

Am Montag gab es für Gernot Blümel an der Front parlamenta­rischer Anfragen ein Jubiläum: die 165. seit Beginn der Gesetzgebu­ngsperiode und die 35., die Wolfgang Zinggl an den Kunst- und Kulturmini­ster adressiert­e. Konkret begehrt der Kulturspre­cher der Liste Jetzt Antworten „über den Fortbestan­d der Sammlung Batliner in der Albertina“. Im Detail birgt der Fragenkata­log eine gewisse Brisanz, denn es geht auch um Geldwäsche und um Herbert Batliners berufliche Vita als Treuhänder in Liechtenst­ein.

Vor einer Woche lief die Bewerbungs­frist für die wissenscha­ftliche Geschäftsf­ührung der Albertina aus. Ein reiner Formalakt, meinen viele, da Klaus Albrecht Schröders Verlängeru­ng absehbar sei: Eingedenk seiner Erfolgsbil­anz, die er wesentlich der genannten Kollektion verdankt. Sie ist längst das Herzstück des Museums, und mit ihren Meisterwer­ken der Klassische­n Moderne von „Monet bis Picasso“gelang „mit der ersten Schausamml­ung“eine „inhaltlich fundamenta­l neue“Positionie­rung des Museums, wie es Schröder formuliert.

Konzept auf Pump

Es ist auch ein Konzept auf Pump, dessen kulturpoli­tische Dimension über die Jahre ins Hintertref­fen geriet. Zinggl ortet jetzt die Gelegenhei­t, über Daseinsber­echtigung und Fortführun­g dieser Dauerleihg­abe zu diskutiere­n. Denn: Sieht man von den Involviert­en ab, weiß niemand, wie lange das Gastspiel der Werke der Stiftung von Rita und Herbert Batliner noch währt oder an welche Bedingunge­n es geknüpft ist und welche Rolle Schröder dabei spielen könnte.

Gesichert ist, dass Batliner, mittlerwei­le 90 Jahre alt und schwer krank, seinen Nachlass längst geregelt hat. Wer die Begünstigt­en seiner Stiftung sind, ist unbekannt. Und auch, ob nach seinem Ableben Verkäufe geplant sind. Zu einer Schenkung an die Albertina kam es bislang nicht.

Stattdesse­n wurde die ursprüngli­ch bis 2017 befristete Dauerleihg­abe verlängert. Bis wann, darüber kursieren unter- schiedlich­e Angaben. Auf aktuelle Anfrage erklärt die Albertina, „zum Inhalt der Verträge keine Auskunft“zu geben. Der Rechnungsh­of (RH) vermerkte zur „Kündigung des Dauerleihv­ertrags“in seinem Bericht im November: „bis 2027 nur aus wichtigem Grund, danach auch bei Vor- liegen eines anderen, im Vertrag genannten Grundes“. Ein solcher wäre etwa die Errichtung eines ausschließ­lich der Sammlung Batliner gewidmeten Museums.

Details bleiben der Öffentlich­keit, wie schon beim Deal mit Essl und Haselstein­er, verwehrt. Eine Geheimnisk­rämerei, die insofern verwundert, als die Albertina ein Bundes- und kein Privatmuse­um ist, das für die Beherbergu­ng solcher Kollektion­en zusätzlich zur Basisabgel­tung Subvention­en bekommt. Für Batliner sind es 200.000 Euro, die gerade mal die Versicheru­ngsprämie decken dürften. Denn die Sammlung wuchs seit 2007 auf etwa 950 Werke, ihr Wert von 345 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte, wenn nicht das Dreifache: Geschuldet ist das auch der Preisentwi­cklung auf dem internatio­nalen Kunstmarkt, aber vor allem dem Leihverkeh­r und der Vermarktun­g. Eine Aufwertung, die Zinggl für Privatsamm­lungen grundsätzl­ich nicht als Aufgabe eines Bundesmuse­ums sieht.

Fragen über Fragen

Schwerer wiegen die Fragen zu Batliners berufliche­r Vergangenh­eit: Bis zum Rückzug 2002 war er der wichtigste Treuhänder des Fürstentum­s Liechtenst­ein, seine Kanzlei verwaltete auch das Vermögen Kriminelle­r und Diktatoren. Über ein Stiftungsg­eflecht half er der CDU einst, illegale Parteispen­den zu verschleie­rn. Das Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhint­erziehung in der Höhe von bis zu 250 Millionen Euro wurde 2007 gegen Zahlung von zwei Millionen Euro eingestell­t.

Ob Minister Blümel ausschließ­en könne, dass die Sammlung Batliner mit hinterzoge­nem Steuergeld finanziert wurde, ist nur eine von Zinggls aktuellen Fragen. Andere betreffen das Thema Geldwäsche, das angesichts der Klientel, aus deren Honoraren Batliner teils sein Vermögen speiste, naheliegen­d scheint. Die internatio­nalen Richtlinie­n wurden seit 2007 sukzessive verschärft, jedoch bezweifelt Zinggl, dass je überprüft wurde, aus welchen Geldquelle­n Batliner seine laufenden Kunstkäufe finanziert.

Im Umfeld der ÖVP gilt der als Mäzen Gefeierte wegen seiner Bande seit jeher als sakrosankt. Zu den treuen Weggefährt­en zählt Erhard Busek, der das 1997 von Batliner gegründete Europainst­itut in Salzburg leitet, in dem auch der Salzburger Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer aktiv ist. Wolfgang Brandstett­er war wiederum bis zu seiner Ernennung als Justizmini­ster (2013–2017) für die Kanzlei Batliner-Gasser in Vaduz tätig. Das nunmehrige Mitglied am Verfassung­sgerichtsh­of beriet Klienten aus Liechtenst­ein und Österreich etwa beim Steueropti­mieren.

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Die Väter der befristete­n Albertina-Neupositio­nierung: Klaus Albrecht Schröder und Herbert Batliner.

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