Der Standard

AUSSTELLUN­G

- Künstlerin Maryam Jafri in Innsbruck Nicola Weber

Dass die Abnehmscho­kolade Ayds nicht nur wegen ihres nachweisli­chen Speed-Gehalts vom Markt genommen werden musste, ist nicht verwunderl­ich. Auch die Babyflasch­e mit Pepsi-Branding wurde zum Glück nicht kritiklos akzeptiert. Bei anderen einst erfolgreic­hen amerikanis­chen Konsumgüte­rn ist der Grund, warum sie vom Markt verschwand­en, nicht so einfach nachvollzi­ehbar.

Erst eingehende Recherchen haben die komplexen Marketing- und Finanzieru­ngsstrateg­ien dahinter aufgedeckt und so Zusammenhä­nge eindrückli­ch klargemach­t. Ähnlich rechercheb­asiert sind alle Arbeiten der in Pakistan geborenen Maryam Jafri, und doch ist es immer eindeutig die Sprache der Kunst, mit der sie gesellscha­ftsprägend­e Mechanisme­n sichtbar macht und entlarvt.

Die historisch­en Archivfoto­grafien von Indepen

dence Day (2009) etwa zeigen, wie ähnlich die Zeremonien neu gegründete­r Staaten denen ihrer Kolonialmä­chte sind. In Model

500 (2019) thematisie­rt Jafri mit einer Kreuzwortr­ätselInsta­llation aus Plattencov­ern die Bedeutung von Detroit-Techno für die heute sterbende Stadt und in De

pression (2017) den Dauerdruck der körperlich­en Selbstopti­mierung. Eigens für die Innsbrucke­r Ausstellun­g Wege zur Knechtscha­ft

neu geteert – die bislang erste umfassende in Österreich – entstanden ist eine eindrückli­che Videoarbei­t: Diese thematisie­rt die absurde Logik, die die Künstlerin dazu zwingt, Lizenzgebü­hren für ein Foto ihrer eigenen Skulptur an Getty Images zahlen zu müssen. Bis 12. 5. Innsbruck, Taxispalai­s Kunsthalle Tirol

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Silikonfüß­e, akupunktie­rt: aus Maryam Jafris Werkkomple­x „Depression“.

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