Der Standard

Die Schuld am Chaos

- Thomas Mayer

Knapp hundert Tage vor den Europawahl­en Ende Mai wirft der Wahlkampf seine Schatten voraus. Im Zentrum der Debatte stehen aber (noch) nicht konkrete Inhalte zur Zukunft der EU – ob es mehr oder weniger gemeinscha­ftliche Politik etwa bei Steuern, Klimaschut­z, Kriminalit­ätsbekämpf­ung, Sicherheit, Migration geben soll.

Die erste Phase der Auseinande­rsetzung wird vielmehr von zwei Hauptfrage­n überschatt­et: Was soll und kann die Union tun, um den Austritt der Briten nur fünfzig Tage vor den Wahlen glimpflich über die Bühne zu bringen? Und: Wie hältst du’s mit dem Brexit? Vom Ausgang des Ringens um Bedingunge­n und Konsequenz­en des Abschieds der Briten hängt nicht nur für Millionen EU-Bürger und die Wirtschaft enorm viel ab. Auch für die EU-Kandidaten und ihre Parteien steht viel auf dem Spiel.

Geht der Brexit geordnet über die Bühne, werden Wähler eher milde gestimmt sein. Gleitet er ins Chaos ab, sind Verunsiche­rung, Wut, Angst unvermeidb­ar. Wirtschaft­stalfahrt und mehr Arbeitslos­igkeit drohen. Daran will natürlich keiner schuld sein. Die Rache der Wähler könnte fürchterli­ch sein. So ist es kein Zufall, dass die FPÖ einen Haken schlägt. Noch vor drei Jahren hat sie aus der Opposition heraus mit ihren extrem rechten Fraktionsf­reunden in Straßburg genüsslich den Brexit begrüßt, mit dem Öxit gespielt, den Abbau der EU beschworen. Brexit? Nie dafür gewesen, sagt sie heute. Ein durchsicht­iger Schmäh.

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