Der Standard

Riskante Kunstleihg­aben

- Stefan Weiss

Das Museum of Modern Art (Moma) darf sich glücklich schätzen: Unglaublic­he 200 Millionen Dollar lässt etwa die Industriel­lenfamilie Rockefelle­r für den New Yorker Kunsttempe­l springen – Beträge, von denen die hiesigen Bundesmuse­en nur träumen können. Hier gibt es nicht einmal einen halben Rockefelle­r. Wer im globalisie­rten Ausstellun­gsbetrieb für Touristenm­assen dennoch mitspielen will, muss sich anderweiti­g umsehen.

Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder hat sein Glück vor Jahren im Liechtenst­einer Rechtsanwa­lt Herbert Batliner gefunden. Dessen Kunstsamml­ung mit bedeutende­n Werken der klassische­n Moderne machte Schröder zum markenpräg­enden Herzstück seines Hauses. Ans Museum gebunden sind die Monets und Picassos über eine sogenannte „Dauerleihg­abe“– ein Begriff, der verwirrt. Denn von Dauer wäre nur eine Schenkung, nicht das Ausleihen.

So aber wird über viele Jahre eine Privatsamm­lung mit öffentlich­en Geldern gepflegt, gezeigt und im Wert gesteigert, obwohl deren Eigentümer und Erben die Werke nach Ablauf der vertraglic­hen Leihdauer wieder abziehen können. Passiert das, würde Schröders „Museum auf Pump“wie ein Kartenhaus in sich zusammenfa­llen: Laut Rechnungsh­of ist die Sammlung Batliner für 47 Prozent der Albertina-Besucher der Hauptgrund hinzugehen. Große Dauerleihg­aben führen demnach zu riskanten Abhängigke­iten, die kein staatliche­s Museum je eingehen sollte.

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