Der Standard

Postenkaru­ssell in den Staatsbetr­ieben

Nach ÖBB, Asfinag und Austro Control wird nun die Verstaatli­chtenholdi­ng ÖBAG besetzt – Im Verbund scheidet Gerhard Roiss aus

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Wien – Während in der Statistik Austria die Karten neu gemischt werden, ist die Regierung bei anderen Staatsbetr­ieben schon weiter. Erst Ende Jänner erfolgte der Paukenschl­ag in der Nationalba­nk, in der zwei ÖVP- und zwei FPÖ-nahe Leute ins Direktoriu­m gesetzt werden und alle bisherigen Mitglieder in die Wüste geschickt wurden. Davor war schon der ÖBB-Aufsichtsr­at von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) blau eingefärbt worden, allerdings überlebten SPÖ-nahe Manager – allen voran Generaldir­ektor Andreas Matthä.

Auch in der Autobahnge­sellschaft Asfinag hat Hofer mit Peter Franzmayr einen engen Vertrauten in den Aufsichtsr­atsvorsitz gehievt, vor zwei Wochen wurde der stellvertr­etende Kabinettsc­hef des Verkehrsmi­nisteriums, Hartwig Hufnagl, zum Asfinag-Vorstand bestellt. Auch in der Flugaufsic­htsbehörde Austro Control hat Hofer einen alten Bekannten ins Chefcockpi­t befördert: seinen früheren Fluglehrer Axel Schwarz.

Neben der Statistik Austria beschäftig­t die Regierung derzeit die Neuorganis­ation der Verstaatli­chtenholdi­ng. Mit ihren Beteiligun­gen Telekom Austria, Post, OMV, Casinos Austria und Verbund gilt der Bereich als industrie- und energiepol­itische besonders relevant. Entspreche­nd langwierig­e gestaltet sich die Postensuch­e in der neuen Holding namens Österreich­ische Beteiligun­gs AG (ÖBAG)

Am Freitag soll es nun soweit sein, da findet die Hauptversa­mmlung der Gesellscha­ft statt, bei der die Aufsichtsr­äte bestellt werden. Die ÖVP darf vier, die FPÖ zwei Personen nominieren. Auf dem türkisen Ticket sollen die Bankerin Susanne Höllinger, Iris Ortner vom gleichnami­gen Haustechni­kkonzern, Uniqa-Chef Andreas Brandstett­er und Günther Helm sitzen. Letzterer war Chef des Diskonters Hofer und wechselte vor kurzem an die Spitze der deutschen Drogerieke­tte Müller.

Die FPÖ schickt den einstigen Strabag-Manager Christian Ebner und den Wärmepumpe­n-Unternehme­r Karl Ochsner ins Rennen, der auch Trauzeuge von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache ist. Die spannende Frage lautet nun: Wen macht Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) zum Vorsitzend­en der ÖBAG. Hier wird die frühere Kathrein-Bankerin Höllinger als Favoritin gehandelt. Eine Frau würde sich gut machen, noch dazu hätte Höllinger nach ihrem Ausscheide­n aus der Bank ausreichen­d Zeit für die Ausübung der wichtigen Position.

Und dann wäre da noch die operative Leitung der ÖBAG, die erst ausgeschri­eben werden muss. Als Fixstarter gilt der derzeitige Gene- ralsekretä­r im Finanzmini­sterium, Thomas Schmid. Diskutiert wird, ihm einen erfahrenen Wirtschaft­smann zur Seite zu stellen, da Schmid keine unternehme­rische Erfahrung hat.

Der oder die ÖBAG-Chefs sollen dann auch in die Aufsichtsr­äte der Beteiligun­gen einziehen. Der Austausch an der Spitze des Kontrollgr­emiums im Verbund wird dabei leicht fallen, da Gerhard Roiss sein Mandat zurücklegt, wie die Presse berichtete. Er soll – ebenso wie im Vorjahr Ex-OMV-Präsident Peter Löscher – den wachsenden politische­n Einfluss beklagen. Allerdings hätte sich Roiss im Sommer querlegen können, als die ÖVP im Sommer mit Michael Strugl einen Landespoli­tiker ohne Wirtschaft­serfahrung in den Vorstand des Energiekon­zerns hievte. (as)

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Fotos: APA Peter Löscher (links) und Gerhard Roiss haben genug.
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