Kurz schnuppert in Seoul 5G-Luft
Kanzler, Minister und Wirtschaftsdelegation in Südkorea
Seoul/Wien – Ein Treffen mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in; die Unterzeichnung eines Wissenschaftsmemorandums mit Premier Lee Nak-yeon; ein Lunch mit Samsung-Vize Boo Keun-yoon; ein Besuch bei der Yonsei-Universität, wo Ex-UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eine Niederlassung seines gemeinsam mit Heinz Fischer geführten Centre for Global Citizens betreibt. Die To-do-Liste für Kanzler Sebastian Kurz, der mit Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, Infrastrukturminister Norbert Hofer und einer Wirtschaftsdelegation auf dem Weg nach Südkorea ist, ist lange.
Der Austausch mit und über jene 60 österreichischen Unternehmen, die derzeit in Südkorea Niederlassungen haben, wird auch ein Schwerpunkt der Reise sein – ein anderer ist der Tourismus. 320.000 Südkoreaner besuchen jedes Jahr Österreich, das sind rund 100.000 mehr als die Besucher aus Japan. Dennoch ist den meisten über Österreich wenig bekannt, sagt Dominik Danninger, der seit sechs Jahren in Seoul lebt und mehrere heimische Lebensmittelprodukte vertreibt, darunter steirisches Kürbiskernöl. Südkoreas Regierungsbeamten bewundern in Österreich vor allem die Volkswirtschaft wegen des erfolg- reichen Mittelstandes, aus dem sich 70 Prozent der Arbeitsplätze und zwei Drittel der heimischen Umsätze speisen. Denn bei aller Begeisterung über das Wirtschaftswunder, das Korea in wenigen Jahrzehnten in Richtung der führenden Industrienationen geführt hat: Für Kleinstbetriebe in dem Land war die Lage schon vor der jüngsten Eintrübung des Wachstums prekär. Knapp drei Millionen gibt es, das Gros ist stark verschuldet und schlittert stets am Bankrott entlang. Sie ächzen auch unter der erhöhten Belastung des gestiegenen Mindestlohns. Die Jugendarbeitslosigkeit ist derzeit zudem auf einem Rekordhoch.
In Südkorea generieren allein die zehn größten Familienbetriebe rund 80 Prozent der Profite an der Börse. Gleichzeitig geben sie der Gesellschaft immer weniger zurück: Produktionsstätten wandern ab, Firmenvorstände fallen regelmäßig durch Steuerbetrug und Wirtschaftskriminalität auf.
Kurz will von Südkorea im Bereich der Hochtechnologie lernen. Konkret geht es um das 5G-Netz, das dort in einigen Städten im erweiterten Testbetrieb ist. Österreichs Exporte nach Südkorea haben 2017 mit 1289,7 Millionen Euro erstmals die Milliarden-Marke geknackt. (mesc)