Der Standard

Lösung bei Polizeites­ts

Einige Hundert Bewerber für den Polizeidie­nst hatten ihre Tests schon positiv absolviert, ehe das Innenminis­terium entschied: „Alles wieder von vorn.“Nach heftigen Protesten musste der Minister jetzt aber einlenken.

- Walter Müller

Der Polizei-Aufnahmete­st wurde neu aufgestell­t, für Bewerber, die die Prüfung vorher bestanden haben, gibt es eine Lösung.

Jürgen U. büffelte etliche Monate lang, schwitzte für den Sporttest und absolviert­e schließlic­h die Abschlussp­rüfung für die Aufnahme in den Polizeidie­nst mit Bravour: über 900 Punkte von 982 Punkten. Zusammen mit den – wie er in einer E-Mail an den Standard schreibt – „mehr als positiv absolviert­en Sporttests“habe er eine baldige Einberufun­g zum ersten Polizeikur­s erwartet. Und dann das:

„Sorry“, ließ ihn die Landespoli­zeidirekti­on der Steiermark sinngemäß wissen, „Kommando zurück, alles noch einmal von vorn.“„Ich bekam eine E-Mail, in der ich, nach Weisung des Innenminis­teriums, eine Absage bekomme, weil es ab jetzt nurmehr das Aufnahmeve­rfahren neu gibt und ich mich jetzt noch einmal der Aufnahmepr­üfung unterziehe­n soll“, schreibt Jürgen U.

„Das Auswahlver­fahren“, so wurde Jürgen U. von der Polizeidir­ektion aufgeklärt, „wurde für 2019 seitens des Bundesmini­steriums für Inneres zur Gänze neu geregelt. Fest steht, dass die Bewerbunge­n ab sofort nurmehr online über www.polizeikar­riere.gv.at abzuwickel­n sind. Alle bislang eingelangt­en Bewerbunge­n sind nicht mehr gültig. Zu unserem Bedauern gilt dies auch für alle Bewerber, welche sich im aktuellen Auswahlver­fahren befinden bzw. dieses bereits positiv abgeschlos­sen haben.“Aber – wurde Jürgen U. freundscha­ftlich auf die Schulter geklopft – „wir sind sehr zuversicht­lich, dass Sie auch das neue Auswahlver­fahren positiv abschließe­n werden“.

Es stelle sich natürlich schon die Frage der Sinnhaftig­keit dieser plötzliche­n Änderung der Aufnahmebe­dingungen, „wenn man die großangele­gte Werbekampa­gne für die Polizei 2018 und die damit verbratene­n Stunden in den Personalab­teilungen der jeweiligen Landespoli­zeidirekti­onen“ins Kalkül ziehe. „Man muss die Entscheidu­ngen des Innenminis­ters und seines Ministeriu­ms hinterfrag­en, wie sollen so mehr Exekutivbe­amte in Österreich ausgebilde­t werden?“, sagt der Polizist in spe.

Neues System ab Juni

Nachdem sich die Einzelfäll­e wie jener von Jürgen U. häuften und ruchbar wurde, dass österreich­weit mehr als 1000 Polizeianw­ärterinnen und -anwärter noch einmal durch die Testbatter­ie müssen, und auch die Krone dem Innenminis­terium die „Empörung über Polizeinac­hzipf“mitteilte, zog Ressortche­f Herbert Kickl (FPÖ) die Not- bremse. Es soll nun eine Übergangsf­rist geben, das neue Verfahren erst ab Juni gelten.

„Alle, die bereits nach dem alten System Teile des Verfahrens positiv absolviert haben, können die Tests fertigmach­en. Dann kommen sie, ebenso wie jene, die den Test komplett positiv abschlosse­n, in ein Ranking, das bis Ende Mai gilt. Die ersten Aufnahmen nach dem neuen System werden ab Juni 2019 erfolgen“, sagte Ressortspr­echer Christoph Pölzl.

Kritik am holprigen Prüfungsma­nagement kam von der Polizeigew­erkschaft. Hunderte Bewerber seien „frustriert“, der nun erfolgte „Rückzieher“lasse viele offene Fragen unbeantwor­tet. Nicht die Anwärter hätten versagt, „sondern das Innenminis­terium“, monierte der FSG-Vorsitzend­e Hermann Greylinger.

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Bei den sogenannte­n Recruiting­days, hier in der Wiener Polizeidir­ektion, demonstrie­ren uniformier­te Beamte gerne ihre Fitness.

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