Der Standard

Harmonie als kleinster gemeinsame­r Nenner

Das neue deutsche Koalitions­trio bemüht sich, Differenze­n kleinzured­en

- Birgit Baumann aus Berlin

Markus Söder wusste nach dem Treffen im Kanzleramt Gutes zu berichten: „Es war lang, es war sehr intensiv, aber es war auch sehr konstrukti­v.“Auch SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil versichert­e, die drei Parteichef­s hätten „unaufgereg­t“miteinande­r gesprochen.

Grundsätzl­ich ist die Zusammenku­nft, um die es ging, oft nur mittelmäßi­g spektakulä­r: der Koalitions­ausschuss. In dessen Rahmen treffen sich regelmäßig die Chefs jener Parteien, die in Deutschlan­d die „Groko“bilden.

Doch am Mittwochab­end gab es zwei Premieren. Zum ersten Mal war Söder in der Runde dabei, er ist ja erst seit 19. Jänner CSU-Chef. Somit saßen erstmals drei Parteichef­s am Tisch, die alle nicht in der Regierung vertreten sind: neben Söder Annegret KrampKarre­nbauer (CDU) und Andrea Nahles (SPD).

Alle drei haben ein Ziel. Sie wollen sich, da sie ohnehin nicht in die Kabinettsd­isziplin eingebunde­n sind, stärker profiliere­n, aber offenen Streit vermeiden.

Also bemühte man sich nach dem sechsstünd­igen Treffen um einen freundlich­en Ton. Der allerdings konnte nicht die vielen Differenze­n in der Koalition übertönen. Denn in der Sache kam das neue deutsche Koalitions­trio nicht weiter.

So konnten die Parteichef­s keine Einigung über die von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) vor- gelegte Grundrente erzielen. Die Grundrente ist für Menschen geplant, die mindestens 35 Jahre in die Rentenkass­e eingezahlt haben, aber nur niedrige Rentenansp­rüche haben, weil ihr Verdienst niedrig war.

Heil will deren Rente ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g aufstocken, also nicht nachsehen lassen, ob die Betroffene­n vielleicht Vermögen oder Ehepartner mit höherer Rente haben. Im Koalitions­vertrag ist allerdings eine Bedürftigk­eitsprüfun­g bei der neuen Grundrente vorgesehen. Ohne diese Prüfung, so Kramp-Karrenbaue­r, „wird eine Einigung eher schwer“.

Der CDU-Chefin missfällt auch, dass die SPD mit den Sozialrefo­rmen von Ex-Kanzler Gerhard Schröder brechen und für Sozialhilf­ebezieher wie Langzeitar­beitslose wieder mehr Steuergeld zur Verfügung stellen will. Söder wiederum sieht den bis 2038 geplanten Ausstieg aus der Kohleverst­romung kritisch, er hat Bedenken wegen der Versorgung­ssicherhei­t. Am 14. März wird wieder beraten.

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Foto: Reuters / Andreas Gebert CDU-Chefin Annegret KrampKarre­nbauer rügt die SPD.

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