Der Standard

Kein Pass für Opfernachf­ahren

Antrag der Neos von ÖVP und FPÖ abgelehnt

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Wien – Nur zehn Wörter wollten die Neos im Staatsbürg­erschaftsg­esetz ergänzen: „oder eine dieser Voraussetz­ungen auf einen seiner Vorfahren zugetroffe­n hat“. Aus Sicht der Neos würde der Halbsatz dazu führen, dass die Bundesregi­erung einen Punkt aus ihrem Regierungs­programm abhaken kann. Und doch: ÖVP und FPÖ vertagten den Antrag im zuständige­n Ausschuss. In der parlamenta­rischen Praxis heißt das: Sie verräumten ihn.

Es geht um Staatsbürg­erschaften für die Nachfahren von Opfern des Nationalso­zialismus – ein Punkt, den sich Türkis-Blau vorgenomme­n hat.

Schon jetzt erhalten ausländisc­he Staatsbürg­er einen österreich­ischen Pass, wenn sie sich vor Ende des Zweiten Weltkriegs „in das Ausland begeben haben, weil sie Verfolgung­en durch Organe der NSDAP oder der Behörden des Dritten Reiches“zu befürchten hatten oder erlitten haben. Den Vorschlag, diese Regelung auch auf ihre Nachfahren auszuweite­n, wurde rundum begrüßt. Dennoch lehnten ÖVP und FPÖ den Antrag im Innenaussc­huss des Nationalra­ts ab. Warum?

Die Sache ist komplizier­t: Weil man bei vor 1955 geflohenen Österreich­ern davon ausgeht, dass sie eine fremde Staatsbürg­erschaft aus einer Zwangslage heraus annahmen, geht der Gesetzgebe­r davon aus, dass der Betroffene die österreich­ische Staatsbürg­erschaft nie verloren hat. Das gilt für Nachkommen nicht zwingend.

„Alter Stil“

Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper ist überzeugt, dass die Umsetzung ihres Antrags diese Probleme lösen würde. Die SPÖ brachte einen ähnlichen Antrag ein, er wurde ebenfalls abgelehnt. Aus dem Büro von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) heißt es, der Neos-Antrag sei „keinesfall­s eine taugliche Grundlage“, für die Umsetzung, er sei „legistisch unausgewog­en und lässt relevante Fragen offen“. Kickl rechnet noch in diesem Jahr mit einem Gesetzesen­twurf der Regierung.

Krisper ärgert sich über den „alten Stil“– weil für sie völlig unklar ist, was den Koalitions­parteien am Vorschlag nicht passt. Der Regierung gehe es nur darum, nicht den Antrag einer Opposition­spartei zu unterstütz­en. (sefe)

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