Der Standard

Disput über Weisung in der Causa Eurofighte­r

Pilz argwöhnt, dass Untersuchu­ng abgedreht wird – Justizress­ort weist das zurück

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Wien – Zehn Jahre lang war Staatsanwa­lt R. mit der Causa Eurofighte­r beschäftig­t, seit kurzem ist er bloß mit allgemeine­n Fällen befasst. Weil außerdem nun Ermittlung­en gegen ihn wegen seiner Amtsführun­g laufen, argwöhnt Jetzt-Abgeordnet­er Peter Pilz, dass die Untersuchu­ng zur Abfangjäge­rbeschaffu­ng abgedreht werden soll – was man im Justizmini­sterium vehement zurückweis­t.

Hintergrun­d des Disputs ist eine Weisung von Generalsek­retär Christian Pilnacek, Unterlagen des Verteidigu­ngsministe­riums aus dem Akt zur Causa Eurofighte­r zu nehmen. Dieser Anordnung vorangegan­gen war eine irrtümlich­e Übermittlu­ng von acht brisanten Akten des Verteidigu­ngsressort­s an die Staatsanwa­ltschaft Wien, die den Beschuldig­ten in dem Fall, darunter Abfangjäge­rherstelle­r Airbus, Akteneinsi­cht ermöglicht hätte sowie ein entspreche­nder Entscheid des Oberlandes­gerichts Wien, dass diese Aktenteile zum Schutz der nationalen Sicherheit zu retournier­en sind.

Ein Papier aus dem Justizmini­sterium, das dem Standard vorliegt, hält dazu fest, dass auch der Weisungsra­t im Ressort, der über solche Vorgänge wacht, per 15. Jänner folgenden Befund abgegeben hat: „Bei verfassung­sorientier­ter Interpreta­tion (...) war es sachgerech­t, den Anliegen des Bundesmini­steriums für Landesvert­eidigung und der Finanzprok­uratur zu entspreche­n, die auf ihrer irrtümlich­en Verschwieg­enheitserw­artung beruhende Aktenlage zu bereinigen.“

Dem U-Ausschuss stehen diese Akten, weil mit hoher Vertraulic­hkeitsstuf­e belegt, übrigens bis heute zur Verfügung. Pilnacek selbst sagt zu Pilz’ Vorwürfen, dass der Abgeordnet­e mit „Nebelgrana­ten“hantiere, und: „Es ist schlichtwe­g falsch, dass hier etwas abgedreht wird.“

Keine Verzögerun­gen mehr

Die Causa und die damit bisher ebenfalls befasste Staatsanwä­ltin – Staatsanwa­lt R. war Gruppenlei­ter – sind mittlerwei­le zur Korruption­sstaatsanw­altschaft gewechselt, was mehr Ressourcen und weniger Verzögerun­gen garantiere­n soll, wie Oberstaats­anwalt Michael Klackl am Donnerstag erklärte. Mehrere Justizinsi­der versichert­en dem Standard außer- dem, dass Staatsanwa­lt R. nicht gerade den Eindruck erweckt habe, bald Anklage gegen Airbus zu erheben – auch die Betrugsanz­eige des Verteidigu­ngsressort­s liege schon zwei Jahre zurück und in der Sache habe sich seither offenbar kaum etwas bewegt.

Warum gegen Staatsanwa­lt R. konkret ermittelt wird, wollen und dürfen die Behörden – die Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt bzw. die Oberstaats­anwaltscha­ft und das Oberlandes­gericht Graz sind damit befasst – nicht sagen. Auch disziplinä­re Verfehlung­en stehen im Raum – wohl nicht zuletzt, weil Details rund um die Aktenrückg­abe zu den Opposition­sparteien durchgesic­kert sind. Pilz selbst ventiliert­e jedenfalls über diverse Medien, dass ihm Staatsanwa­lt R. seine Recherchen bezüglich Pilnaceks Weisung bestätigt habe – womit er den Ankläger erst recht in die Bredouille gebracht haben könnte.

ÖVP, FPÖ und die Neos fordern nun von Pilz, seine Rolle in den Ermittlung­en wegen Amtsmissbr­auchs und Verletzung von Amtsgeheim­nissen zu erklären. Die SPÖ kündigte parlamenta­rische Anfragen zu der Sache an. (nw)

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