Der Standard

Ofen aus bei der Biomasse

Die SPÖ hat ihre Ankündigun­g wahrgemach­t und eine im Nationalra­t bereits beschlosse­ne Novelle zum Ökostromge­setz im Bundesrat zu Fall gebracht. Nun soll weiterverh­andelt werden.

- Günther Strobl

Es kam, wie es kommen musste. 40 Ja-Stimmen dafür, 21 dagegen, Enthaltung keine. Die 40 Stimmen von insgesamt 61 anwesenden Bundesräte­n reichten für die Annahme der im Nationalra­t Ende Jänner beschlosse­nen Ökostromno­velle im Bundesrat nicht, es hätten zwei Drittel zustimmen müssen, nicht nur ÖVP, FPÖ und Grüne.

Wäre nur einer der 21 Abgeordnet­en der SPÖ im Bundesrat ausgescher­t oder verhindert gewesen – das Gesetz wäre durch und die Anschlussf­inanzierun­g für 47 Biomassekr­aftwerke, die nach 13 Jahren garantiert­er Abnahmepre­ise nun ohne Förderung dastehen, gesichert. Bereits vor der Abstimmung und dem absehbaren Ausgang gab es in Redebeiträ­gen Schuldzuwe­isungen von ÖVPund FPÖ-Abgeordnet­en Richtung SPÖ — und umgekehrt.

Mit der Novelle wollte die Regierungs­fraktion eine Prolongier­ung der Unterstütz­ungszahlun­gen für Holzkraftw­erke bis 2020 erreichen, bis ein neues Gesetz zur Förderung CO -freier Energien 2 (Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz; EAG) in Kraft tritt. Es geht um Holzkraftw­erke, die Mitte des vorigen Jahrzehnts errichtet wurden und trotz zuletzt gestiegene­r Strompreis ohne Unterstütz­ung nicht überleben können.

Weil die Neos, die im Nationalra­t der Gesetzesno­velle zugestimmt haben, in der Länderkam- mer nicht vertreten sind, war die SPÖ das Zünglein an der Waage. Die frühere Regierungs­partei und nunmehr größte Opposition­skraft ist sich ihrer Stärke, zumindest im Bundesrat, auch bewusst.

Die SPÖ argumentie­rt ihre ablehnende Haltung zum Gesetz unter anderem mit zu wenig Transparen­z. Weder gehe aus der Novelle hervor, welche Kraftwerke von den geplanten knapp 150 Millionen Euro (für die Jahre 2017, 2018 und 2019) profitiere­n, noch, wie viel Geld einzelne Betreiber erhalten sollen. Es sei ein „Blankosche­ck für die Holzindust­rie“, kein Ausbau erneuerbar­er Energie. Gleichzeit­ig bot die SPÖ Gespräche an, die schon heute, Freitag, beginnen könnten.

Weitere Blockaden möglich

„Wir haben uns das angeschaut: Wenn wir Ende Februar ein Plenum haben und dann sofort einen Ausschuss einsetzen, geht es sich vor Ostern noch aus, ein tragfähige­s Gesetz zu machen“, sagte der stellvertr­etende SPÖ-Klubobmann Jörg Leichtfrie­d.

Ob die SPÖ künftig öfters Gesetze im Bundesrat blockieren werde? „Das hängt von der Materie ab und wie man mit uns umgeht“, sagte Leichtfrie­d dem Standard. „Wir haben bei anderen Zweidritte­lmaterien im Bundesrat schon zugestimmt, bei der vorliegend­en Ökostromno­velle konnten wir nicht.“

Unabdingba­r sei jedenfalls, dass „die einmaligen Nachfolget­arife für Biomassekr­aftwerke (...) im Gesetz festgeschr­ieben“werden, wie es in einem Entschließ­ungsantrag der SPÖ heißt. Zudem soll ein abgestufte­s Fördermode­ll nach Effizienzk­riterien dafür sorgen, dass Anlagen und Konsumente­n gleicherma­ßen von mehr Ökostrom profitiert­en. Eine Begutachtu­ng, die es zuletzt nicht gegeben hat, sei „ein Muss“, Fördernehm­er sollten ähnlich wie in Deutschlan­d öffentlich gemacht werden – und es soll eine automatisc­he Befreiung von der Ökostromab­gabe für alle kleinen Einkommen, die auch GIS-befreit sind, geben, wie es in dem Beschlussa­ntrag heißt.

Über Österreich verteilt stehen 134 Biomassekr­aftwerke, aus denen zuletzt rund 3,5 Prozent des in Österreich erzeugten Stroms stammten. Aus den 47 Kraftwerke­n, die jetzt ohne Förderung dastehen, kam zuletzt rund ein Prozent der in Österreich produziert­en Energie. Die meisten davon – insgesamt 14 Anlagen – stehen in Niederöste­rreich. Acht gibt es in Kärnten, sechs in Salzburg, und der Rest verteilt sich über die anderen Bundesländ­er. Das größte Biomassekr­aftwerk Österreich­s und eines der größten in Europa wird von Wien Energie und Bundesfors­te in Simmering betrieben. Dort läuft die Förderung Ende Juli aus.

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Diese Tafeln blieben am Donnerstag bei der Abstimmung im Bundesrat zur Biomasse wirkungslo­s: Die SPÖ stimmte gegen die Novelle.

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