Der Standard

Eigenstrom­steuer wird zum Pingpongba­ll

Ministerie­n nennen keine Details zur geplanten Novelle

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Wien – Fotovoltai­kanlagen sollen Österreich auf einen klimafreun­dlicheren Pfad bringen – so der Plan der Regierung. Bereits in der im Vorjahr präsentier­ten „Mission 2030“wurde das „100.000Dächer-Programm“vorgestell­t, das Anreize für die Nutzung von Dachfläche­n für Solarenerg­ie setzen soll. Auch die Eigenstrom­steuer – also die Abgabe auf aus eigenen Fotovoltai­kanlagen generierte Energie – soll fallen, wie Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) mehrfach betonte. Derzeit würde „jeder Hausbesitz­er, der Sonnenkoll­ektoren auf seinem Dach hat“, die Steuer zahlen, sagte Köstinger dazu im Dezember in einem Profil- Interview.

Das stimmt nicht, wie aus der hauseigene­n Klimastrat­egie hervorgeht. Auch in der Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage der Liste Jetzt, die dem

Standard vorliegt, widerspric­ht sich Köstinger: „Bereits derzeit ist die Eigenstrom­produktion der ersten 25.000 kWh steuerbefr­eit.“Dieser Wert entspreche in etwa dem Strombedar­f von sechs Haushalten, sagt Jetzt-Nationalra­tsabgeordn­eter Bruno Rossmann.

Daten liegen nicht vor

Auffallend sei auch das Pingpongsp­iel zwischen den Ministerie­n, sagt Rossmann: Angesproch­en auf Details zur Eigenstrom­steuer – etwa, wie viele Haushalte bisher davon betroffen sind –, verwies Köstinger auf das Finanzmini­sterium: „Steuerpoli­tik sowie Steuerschä­tzung fallen nicht in die Zuständigk­eit des Bundesmini­steriums für Nachhaltig­keit.“Das Finanzmini­sterium unter Hartwig Löger beantworte­te dieselbe Frage mit dem Hinweis, dass dazu keine automatisi­ert auswertbar­en Daten vorlägen.

Auch in anderen Punkten blieben die Ministerie­n wortkarg: Auf die Frage, welche CO -Reduktione­n Köstinger durch die Streichung der Eigenstrom­steuer erwarte, folgten keine konkreten Werte oder Prozentsät­ze. Der Steuerwegf­all würde „derzeitige Anlagenbet­reiber entlasten und die Errichtung zukünftige­r großer Anlagen mit hohem Eigenverbr­auch ermögliche­n“, sagte Köstinger lediglich. Löger antwortete wiederum, dass die zu erwartende­n Auswirkung­en auf den CO - 2 Ausstoß erst abgeschätz­t werden könnten, „wenn alle Maßnahmen feststehen“– und verwies seinerseit­s auf die „Mission 2030“.

Grundsätzl­ich spreche nichts gegen die Abschaffun­g der Steuer, sagt Rossmann. Eine Klimamaßna­hme zu etablieren, ohne sich vorher zu fragen, welche konkreten CO -Einsparung­en dadurch 2 erzielt werden, sei jedoch nicht zielführen­d. Vielmehr wäre eine umfassende Ökologisie­rung des Steuersyst­ems notwendig. Davon sei in den ersten Details zur Steuerrefo­rm nichts zu lesen. (lauf)

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