Ermittlungen gegen Amazon: Wettbewerbsbehörde will bis Sommer Ergebnisse vorlegen
Wien – Amazon muss sich einen schärferen Blick auf die Geschäftsbedingungen seines Marktplatzes gefallen lassen. Nach französischen und deutschen Kartellwächtern ermittelt nun auch die österreichische Wettbewerbsbehörde (BWB) gegen den Onlineriesen. EU-weit steht die Doppelrolle des Konzerns, der sowohl als Einzelhändler arbeitet als auch anderen Webshops als Plattform dient, unter starker Beobachtung.
Ins Rollen brachte die Ermittlungen in Österreich eine Beschwerde des Handelsverbands. Die Tatbestände rund um Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung hätten sich verhärtet, die Ermittlungen seien ein großer Schritt für kleine Händler hin zu fairem Wettbewerb, sagt Verbandschef Rainer Will. BWB-Chef Theodor Thanner will bis Sommer erste Ergebnisse vorlegen und mit dem deutschen Kartellamt kooperieren. Die Behörde plant Gespräche mit Amazon und bereitet eine Marktbefragung vor: Händler, evt. auch Konsumenten sollen über ihre Amazon-Erfahrung berichten.
Ob die Kapazitäten der BWB ausreichen, um sich auf den Kampf gegen den Konzern einzulassen, löste intern Diskussionen aus. Die Vorwürfe gegen Amazon seien aber zu gravierend, um von einer Prüfung abzusehen, betont eine Sprecherin. Zudem sei die Zahl an Beschwerdeführern gestiegen. Diese gelte es nun gut zu schützen, da viele um ihre wirtschaftliche Existenz fürchteten.
Amazon selbst sichert der BWB Kooperation zu und hebt den Wert der Händler hervor. Ihre Verkäufe wuchsen in der EU doppelt so schnell wie die eigenen, erläutert ein Sprecher. Man investiere Milliarden, um ihnen den Weg zu E-Commerce zu ebnen, um Betrug wie Missbrauch vorzubeugen.
ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, unter ihrem Beisein wurde am Dienstag das neue Amazon-Verteilzentrum in Niederösterreich vorgestellt, begrüßt die Ermittlungen. „Der Onlinehandel darf kein rechtsfreier Raum sein.“(vk)