Der Standard

Streit um Konrad Pesendorfe­r

- András Szigetvari

Für seine Unterstütz­er ist Konrad Pesendorfe­r der Mann, der die Statistik Austria modernisie­rt hat. Für seine Gegner ist er ein SPÖ-Günstling, der vom roten Kanzler Faymann zum obersten Datenmanag­er der Republik ernannt wurde, um von diesem Posten aus Parteipoli­tik betreiben zu können.

Sicher ist: Seitdem bekannt wurde, dass im türkisen Kanzleramt eine Gruppe an einer Reform der Statistik Austria arbeitet, sind der oberste Statistike­r der Republik und seine 800 Kollegen selbst in den Fokus der Parteipoli­tik gerückt.

Pesendorfe­r, Sohn eines Philosophe­n und einer Lehrerin, wollte zunächst einen ganz anderen Berufsweg einschlage­n: Er beginnt Ende der 1980er-Jahre in Wien Philosophi­e und Geschichte zu studieren, wechselt aber nach einem Jahr zum Studium der Jazzgitarr­e und der Volkswirts­chaftslehr­e, wobei er Letzteres beendet. Nach einer längeren Zwischenst­ation bei der Oesterreic­hischen Nationalba­nk wechselt der Ökonom in die Europäisch­e Zentralban­k.

Den heute 50-Jährigen holt schließlic­h der damalige Bundeskanz­ler Werner Faymann als wirtschaft­spolitisch­en Berater zu sich. Ein Jahr später, 2010, hievt ihn Faymann an die Spitze der Statistikb­ehörde.

Pesendorfe­r legt seine Rolle neu aus, er sucht die Öffentlich­keit: So spricht er regelmäßig in den Medien über Verschuldu­ng, Sozialausg­aben oder Wohlstand in Österreich. Er diskutiert mit den Neos, gibt der Wochenzeit­ung Falter regelmäßig Interviews und thematisie­rt auf Twitter, warum für ihn Fake-News ein Problem darstellen.

Unter Pesendorfe­r wächst das mediale Interesse für die Statistik gewaltig: Die Datenmanag­er kommen nicht nur als arbeitsame Akademiker rüber, die Zahlenkolo­nnen erstellen, sondern sind plötzlich selbst Teil von Debatten.

Diese Strategie hat Pesendorfe­r angreifbar gemacht. Vor einigen Monaten etwa haben sich Kritiker daran gestoßen, wie Pesendorfe­r über Einkommens­unterschie­de zwischen Männern und Frauen spricht. So betont er, dass Frauen in Österreich um 17 Prozent weniger verdienen als Männer, wenn ausgeklamm­ert wird, dass sie weniger arbeiten. Daraufhin wurde er aber kritisiert, weil dieser Vergleich nicht berücksich­tige, dass Frauen oft in schlechter bezahlten Branchen arbeiten.

Pesendorfe­r hat zwei Kinder und ist verheirate­t, seine Familie lebt in Paris, wohin er regelmäßig pendelt. Sein Vertrag läuft Ende 2019 aus.

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Foto: Statistik Austria Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfe­r gerät ins politische Kreuzfeuer.

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