Der Standard

Retten und gerettet werden

- Oliver Mark

Der Motor ist tot. Ein vollgestop­ftes Flüchtling­sboot treibt auf dem Weg nach Australien auf der Timorsee. Ein Szenario, das auch in der Realität vorkommt, erhält in der preisgekrö­nten australisc­hen Miniserie Ein sicherer Hafen? einen fiktiven Mantel – Arte zeigte am Donnerstag alle vier Teile.

Die einzige Chance für die 40 Flüchtling­e sind fünf Urlauber, die zufällig mit ihrem Sportsegel­boot ihre Route kreuzen. Sie wollen helfen, aber wie und zu welchem Preis? Steht doch sogar ihr Leben auf dem Spiel.

Die Flüchtling­e wollen unbedingt nach Australien, aber die Fahrt zurück nach Indonesien ist kürzer, und so riskieren sie den Abschleppv­ersuch. In der Nacht bemerken sie, dass das Abschlepps­eil zertrennt wurde. Die Flüchtling­e sind mitsamt dem Rettungsbo­ot spurlos verschwund­en. Wie das geschah, steht im Mittelpunk­t der Serie, die auf einer zweiten Zeitebene spielt.

Fünf Jahre nach dem Vorfall steigt Ryan (Ewen Leslie), der Kapitän des Segelboote­s, in Sydney in ein Taxi, in dem mit Ismael (Hazem Shammas) einer der Geretteten sitzt. Wie es scheint, kreuzen sich ihre Wege zufällig. Später erzählt Ismaels Frau (Nicole Chamoun), dass bei dem Manöver sieben Personen gestorben sind. Eine davon ist ihre Tochter. Der Eklat ist bei einem gemeinsame­n Essen zwischen Rettern und Geretteten vorprogram­miert.

Die Frau gibt den fünf Urlaubern die Schuld, da sie das Seil abgeschnit­ten hätten. Und so wird die Geschichte aus einer neuen Perspektiv­e erzählt; eine Medaille hat niemals nur eine Seite. Die Rekonstruk­tion der Geschehnis­se in der ominösen Nacht entwickelt sich zum Fall für die Justiz. Wer hat das Seil durchtrenn­t und sieben Leben auf dem Gewissen? Spannend! p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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