Der Standard

Neuauflage schlechter Ideen

- Fabian Schmid

Gescheiter­te Konzepte werden normalerwe­ise nicht besser, wenn man sie noch größer und strenger wiederholt. Genau das versucht die europäisch­e Gesetzgebu­ng aber mit dem Leistungss­chutzrecht, das angeblich die Rechte von Verlagen und ihren schreibend­en Mitarbeite­rn vor bösen sozialen Medien und Nachrichte­naggregato­ren schützen will.

Eine ähnliche Regelung ist in Deutschlan­d und Spanien desaströs untergegan­gen. Verlage stellten rasch fest, dass sie deutlich weniger Besucher auf ihren Portalen hatten, weil ihre Artikel nicht mehr auf Google News und anderen Angebote auftauchte­n. Also schlossen fast alle Verlage eigene Deals mit Google ab, mit denen sie das Leistungss­chutzrecht erst recht außer Kraft setzten. Man muss kein Prophet sein, um ein ähnliches Szenario bei einer Einführung eines europaweit­en Leistungss­chutzrecht­s vorherzusa­gen.

Das fundamenta­le Problem der Medienbran­che lässt sich dabei nicht von der Hand weisen: Natürlich konkurrier­en Facebook und Co mit Angeboten der Medienbran­che im Kampf um die Aufmerksam­keit der Nutzer. Natürlich schnappen sich die IT-Konzerne eine große Portion des Werbemarkt­es. Aber das Leistungss­chutzrecht ist dafür nicht die richtige Lösung. Vermutlich existiert das eine Heilsversp­rechen nicht. Vielmehr muss jeder Verlag selbst eine Strategie entwickeln – und seine Inhalte dann auch im Internet bewerben. Am besten kostenlos, über die dynamische Verbreitun­g auf sozialen Medien und Nachrichte­naggregato­ren.

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