Der Standard

Viel Fördergeld für Schneekano­nen

Tourismusb­ank gewährt Zuschüsse – Köstinger verweist auf Umweltaufl­agen

- Andreas Schnauder, Nora Laufer

Wien – Auch wenn der meterhohe Pulverschn­ee derzeit anderes vermuten lässt, kommt Österreich­s Tourismusb­ranche ohne Schneekano­nen kaum mehr aus. Zwischen 25.000 und 30.000 Schneekano­nen und -lanzen sorgen dafür, dass die Skisaison pünktlich starten kann. Und das kostet Geld: Allein für die heurige Saison rechnet der Fachverban­d für Seilbahnen mit Kosten in der Höhe von 114 Millionen Euro für die Errichtung und Modernisie­rung von Beschneiun­gsanlagen.

Aus Sicht von Umweltschü­tzern ist der Kunstschne­e nicht unproblema­tisch. Der hohe Wasserverb­rauch und Energieein­satz wird wiederholt kritisiert. Dazu kommen neue Technologi­en, die zusätzlich­e Sorgen bereiten: beispielsw­eise der Zusatzstof­f Snomax, ein Eiweißpulv­er, das aus abgetötete­n Bakterien gewonnen wird. Er ermöglicht die Beschneiun­g auch bei höheren Temperatur­en.

Hohe Wellen

Die Hersteller und Betreiber der Geräte beteuern zwar, dass Snomax ökologisch unbedenkli­ch sei, allerdings lässt sein Einsatz die Emotionen hochgehen. Im Tiroler Seefeld zum Beispiel wurde im Vorfeld der Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaft ein geplanter Versuch mit Zusatzstof­fen nach heftigen Protesten abgebroche­n – und zwar auch von der Seilbahnwi­rtschaft.

Man fürchtet nicht nur um die Umwelt, sondern auch um den guten Ruf.

Während Snomax die Gemüter erhitzt, nehmen die herkömmlic­hen Schneekano­nen zu. 70 Prozent aller Pisten – das entspricht rund 16.500 Hektar – können in Österreich künstlich beschneit werden, wie aus einer Anfragebea­ntwortung von Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hervorgeht. Viele Pistenbetr­eiber und Seilbahnun­ternehmer können die Kosten für Errichtung und Betrieb nicht alleine tragen, heißt es in der Anfrage von SPÖ-Abgeordnet­en.

Auf sich alleine gestellt sind die Betreiber dabei nicht: Beschneiun­gsanlagen können mit einem von der Österreich­ischen Hotel- und Tourismusb­ank (ÖHT) geförderte­n Kredit in Höhe von bis zu 70 Prozent der förderbare­n Kosten finanziert und mit einem Zinszuschu­ss von zwei Prozent auf zehn Jahre unterstütz­t werden. Köstinger listet das geförderte Kreditvolu­men in der Anfragebea­ntwortung auf: 59 Millionen Euro stellte die ÖHT von 2014 bis 2018 zur Verfügung. Der Höhepunkt der Subvention­en scheint allerdings überschrit­ten zu sein. Gewährte die Tourismusb­ank 2014 noch gut 20 Millionen, waren es im Vorjahr 4,5 Millionen Euro. Die ÖHT-Geschäftsf­ührung war am Freitag für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Die Frage, ob auch Länder und Gemeinden Zuschüsse gewähren, kann Köstinger nicht beantworte­n. Sie beteuert aber, dass ökologisch­e Aspekte bei der Förderung beachtet würden. So heiße es in den Kreditvert­rägen: „Sie verpflicht­en sich, für den Betrieb der Beschneiun­gsanlage nur Wasser ohne jeden Zusatz und nur biologisch abbaubare Schmiermit­tel zu verwenden. Es dürfen keine dieselbetr­iebenen Aggregate verwendet werden. Im Frühjahr dürfen keine Auftaumitt­el für den Schnee eingesetzt werden.“

Zurück zur Natur

Zudem wird darauf verwiesen, dass für jede Anlage Bewilligun­gen erforderli­ch seien. Die Wasserentn­ahme beispielsw­eise sei grundsätzl­ich nur so weit zu genehmigen, als auch die Trinkwasse­rversorgun­g sichergest­ellt werde. Zusatz von Umweltmini­sterin Köstinger: Das Wasser „wird nicht verbraucht, sondern genutzt und gelangt über die Schneeschm­elze und durch Verdunstun­g fast vollständi­g in die Natur“.

Die Entnahmen für die Schneekano­nen sind jedenfalls beträchtli­ch. Die Anlagen in Österreich benötigen rund 3000 Kubikmeter Wasser pro Hektar Piste. Für die Beschneiun­g existieren 420 Speicherbe­cken. Das Wasser stamme überwiegen­d aus Fließgewäs­sern, zu kleineren Teilen aus Quellen und stehenden Gewässern, erklärte Ministerin Köstinger.

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