Der Standard

Die erste Falle stand in Wien

Wer lockte Strache und Gudenus in die Falle? Laut Gerüchten führt die Spur nach Wien und München. Ein Detektiv soll die Oligarchin vermittelt haben. erreichte dessen Anwalt – der aber zeigte sich wortkarg. der Standard

- David Krutzler, Fabian Schmid, Maria Sterkl

Wer sind die Auftraggeb­er und wer die Nutznießer dahinter? Ich werde hier nicht lockerlass­en. Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit ... Und die Gerechtigk­eit setzt sich auf Dauer durch.“Das schrieb das mittlerwei­le einfache FPÖ-Mitglied Heinz-Christian Strache zur Causa prima „Ibiza-Gate“am Mittwoch auf seinen beiden FacebookSe­iten mit insgesamt knapp 850.000 Followern. Antworten oder Verdächtig­ungen, wer die profession­elle Video-Falle ausgelegt haben könnte, lieferte er nicht. Strache verwies aber auf eine Wortspende des deutschen Bundestags­präsidente­n Wolfgang Schäuble, der ein Geheimdien­stwerk dahinter vermutet.

Johann Gudenus, Straches Ibiza-Reisegefäh­rte, erklärte ausgewählt­en Medien am Dienstag seine Sicht der Dinge. Demnach habe eine ihm bekannte Immobilien­maklerin den Kontakt zu einem Wiener Immobilien­anwalt mit Büro in der Innenstadt hergestell­t, weil Gudenus ein geerbtes Grundstück im Kremstal veräußern wollte. Dieser Anwalt, Herr M., habe Gudenus erzählt, dass einer seiner Bekannten eine reiche Oligarchin kenne, die an dem Grundstück interessie­rt sei. Und so sei der Erstkontak­t im März 2017 entstanden: zwischen Gudenus, dem Anwalt, der Oligarchen­Nichte und ebenjenem Bekannten des Anwalts, der sich als Vertrauter

der Oligarchen-Nichte ausgab – und mit ihr an jenem verhängnis­vollen Abend mit Strache und Gudenus in Ibiza bei Champagner, Wodka und versteckte­r Videoaufze­ichnung zusammensa­ß.

Dieser Vertraute sei ein Münchner Detektiv mit Wiener Wurzeln, Julian H. – der sich laut Standard-Recherchen vor einiger Zeit auf seiner Firmenwebs­eite noch damit brüstete, eine profession­elle Spürnase im Auftrag von Kriminalpo­lizei, Innenminis­terium „und ausländisc­hen RegieBeim rungen“zu sein. Die Homepage wurde mittlerwei­le offline genommen. Die Firmenadre­sse ist übrigens ident mit der Münchner Anwaltskan­zlei Giese. H. hat das Firmentele­fon auf Anwalt Christian Giese weitergele­itet. „Ich weiß nicht, wo er sich befindet“, sagte dieser dem Standard – und gab an, aus Verschwieg­enheitsgrü­nden nicht sagen zu dürfen, ob er H. vertritt oder nicht. Mit H. bestehe aber ein „Untermietv­erhältnis“, sagt Giese. „Er hat einen Raum bei uns angemietet.“

verhängnis­vollen Treffen auf Ibiza wenige Monate später war der Wiener Innenstadt-Anwalt M. übrigens nicht anwesend. Auch er will zu den Vorwürfen von Gudenus nicht Stellung nehmen, lässt über seinen Anwalt Richard Soyer nur ausrichten, dass er aufgrund von Verschwieg­enheitsver­pflichtung­en für eine Stellungna­hme nicht zur Verfügung stehen kann. Soyers Mandant erteile zudem „keine Zustimmung zu identifizi­erender Berichters­tattung“. Seinen Twitteracc­ount hat der Anwalt jedenfalls gelöscht.

Auch Johann Gudenus war trotz mehrfacher Anfragen für den Standard nicht zu sprechen.

Laut Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft erfolgt im Zusammenha­ng mit der Erstellung des Videos „eine Prüfung des Anfangsver­dachts und der Zuständigk­eit“. Immerhin wurde auf Ibiza gedreht. Demnach dürfte es eine Abstimmung mit den spanischen Behörden geben.

Es gibt aber auch weitere Vorwürfe gegen den Wiener Rechtsanwa­lt: Einerseits taucht dieser auf der Enthüllung­splattform Offshorele­aks mit einer Firma in Malta auf. Anderersei­ts soll er im Wahlkampf vor der Wiener Gemeindera­tswahl 2015 Parteivert­retern belastende­s Material über Strache angeboten haben. Ein Mandant des Anwalts soll demnach Material über eine mutmaßlich­e Geldüberga­be an Strache gehabt haben.

Manfred Juraczka, damals ÖVP-Chef in Wien, sagte dem Standard: „Uns wurde nichts angeboten – ob mit oder ohne Geldforder­ungen. Für die Landespart­ei kann ich das ausschließ­en.“Auch ein Sprecher der Neos sagte, dass man bisher den Anwalt nicht gekannt habe. Ein Sprecher von ExBürgerme­ister Michael Häupl verneint die Frage, ob es 2015 Angebote des Anwalts mit belastende­m Material an die SPÖ gegeben habe.

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Vor kurzem noch Führungsfi­gur der FPÖ, jetzt nicht einmal mehr Parteimitg­lied: Johann Gudenus.

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