Der Standard

Hoffen auf Kursänderu­ng im Innenresso­rt

Minister soll Kickls Verordnung kippen

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Die Hoffnungen, dass Eckart Ratz als neuer Innenminis­ter eine Kursänderu­ng vornimmt, sind groß. Das drückte auch eine Aktion in Traiskirch­en aus: Menschenre­chtsaktivi­sten entfernten am dortigen Erstaufnah­mezentrum das von Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) angebracht­e Schild „Ausreiseze­ntrum“.

Auch eine Entscheidu­ng, die Ratz’ Vorgänger Kickl noch schnell einen Tag vor seiner Absetzung getroffen hat, steht im Fokus. Bereits am Tag der Bestellung von Ratz zum Minister, am Mittwoch, appelliert­e CaritasPrä­sident Michael Landau, Kickls Verordnung zur Senkung des Stundenloh­ns für Asylwerber für gemeinnütz­ige Tätigkeite­n auf 1,50 Euro zurückzune­hmen. Tags darauf erneuerte er sein Ersuchen und blieb damit nicht allein. Auch die Vorarlberg­er Sozialland­esrätin Katharina Wiesflecke­r (Grüne) und die Diakonie hoffen, dass die Verordnung einkassier­t wird, denn: „Das ist keine Frage des Rechts, sondern des Anstands“, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

Ob Ratz diese Rufe erhören wird, ist offen. Er werde das am Donnerstag nicht kommentier­en, hieß es im Büro des Neo-Ministers. Ratz müsse einmal „im Haus ankommen“, schließlic­h sei er erst einen Tag lang im Amt.

Diese Last-Minute-Entscheidu­ng ist längst nicht die einzige, die Ratz als eine Art Altlast erbt. Da ist zum Beispiel die Bestellung von Kickls Vertrautem Peter Goldgruber zum Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit. Auch die hatte Kickl kurz vor seinem unfreiwill­igen Abgang festgelegt. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hatte aber seinen Sanktus verweigert – und die Ernennung nicht unterschri­eben.

Diese präsidiale Verweigeru­ng blockiert Goldgruber nicht. Auf der Ministeriu­mshomepage findet sich aber zumindest die Einschränk­ung „vorläufig betraut“. Zwei Szenarien sind möglich: Ratz belässt Goldgruber, solange die Übergangsr­egierung arbeitet. Oder er setzt ihn ab. Dann folgt eine Neuausschr­eibung. (APA, red)

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