Wie Indien das Mammutprojekt „Wählen gehen“bewältigt
Mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist Indien die bevölkerungsmäßig größte Demokratie der Welt. Bei den diesjährigen Parlamentswahlen – sie werden alle fünf Jahre durchgeführt – waren knapp 900 Millionen Menschen wahlberechtigt. Im Vergleich: Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den EU-Wahlen. Die Wahlbeteiligung war die höchste in der indischen Geschichte, 67 Prozent oder 600 Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab.
Um den gewaltigen logistischen Aufwand zu bewerkstelligen, wählte das Land in sieben Phasen, die von 11. April bis 19. Mai abgewickelt wurden. Beamte und Geräte wurden von Sonderzügen quer durch den Subkontinent transportiert. In den 543 Wahlkreisen gab es knapp
eine Million Wahllokale. Insgesamt wurden mehr als zwei Millionen Wahlcomputer
(Electronic Voting Machines, EVM) verteilt, weil die Wähler seit 1999 ihre Stimmen elektronisch abgeben. Trotz gegenteiliger Kritik pocht die Wahlkommission darauf, dass der Wahlgang so sicherer und weniger manipulierbar sei. Die Computer sind stichprobenweise mit „Voter Verified Paper Audit Trial“-Geräten ausgestattet und nicht mit WLAN oder
Bluetooth verbunden. Jeder Knopfdruck wird dokumentiert, jede Aktivität um die EVMs wurde auf Video aufgezeichnet. Von Sammellagern wurden die Geräte erst verteilt und schließlich dort versiegelt bis zur Auszählung gelagert.
Die Auszählung der Stimmen begann Donnerstagfrüh (Ortszeit). Innerhalb weniger Stunden waren alle Zahlen der hunderttausenden Geräte gesammelt.
Mehr als 8000 Kandidaten hatten sich um die Unterhaussitze beworben; nationale Parteien gab es aber nur sieben. (saw)