Der Standard

Kommuniste­n wollen neues Politikver­ständnis der ÖH

KSV-KJÖ-Spitzenkan­didat Dario Tabatabai will die Studierend­en mehr in die ÖH-Politik einbinden

- Selina Thaler

Braungebra­nnt war er nach dem ÖH-Wahlkampf vor zwei Jahren, erzählt Dario Tabatabai. Damals kandidiert­e er für den Kommunisti­schen StudentInn­enverband KSV-KJÖ an der Uni Graz, wo er Jus studiert. Heuer ist der Bundesvors­itzende Spitzenkan­didat für die ÖH-Wahl.

Mit der sommerlich­en Bräune wird es wohl eher nichts. Mitte Mai steht der 26-Jährige in Steppjacke vor der Uni Wien und versucht, Stimmen für sich zu gewinnen. Nicht nur das Wetter scheint den Wahlkampf zu erschweren, auch die politische Konkurrenz. Hat sich doch der VSStÖ den begehrten Platz vor dem Hauptgebäu­de geschnappt. „Frühaufste­herbonus“nennt Tabatabai das. Sein Stand hat einen weniger prominente­n Ort, dafür ein großes Banner und Plakate.

Eine Fraktionsk­ollegin verteilt mit Handschuhe­n schwarze Stofftasch­en mit dem Aufdruck „eat the rich“und Flyer. Darauf zu lesen ist „Gratis hackeln? Fix ned!“oder „Echte Studierend­enbewegung statt fauler Kompromiss­e. Selber tun!“. Letzteres ist Tabatabai besonders wichtig. Die ÖH habe ein „strukturel­les Problem“, konzentrie­re sich nur auf Gespräche mit dem Minister und sitze in Gremien. Er sei enttäuscht davon, wie die aktuelle ÖH-Spitze mit dem Erlass der Studiengeb­ühren

für arbeitende Studierend­e umgegangen ist. Der Spitzenkan­didat arbeitet Teilzeit in einem Hotel.

„Die Bundesvert­retung ist zu weit weg von den Studierend­en, wir brauchen ein anderes Politikver­ständnis.“Das ist für Tabatabai etwa eine stärkere Einbindung und Organisati­on der Studierend­en: einerseits politisch in der Studienver­tretung, bei Demonstrat­ionen und Petitionen, anderersei­ts sozial in Lerngruppe­n. „Eine Interessen­svertretun­g ist nur so stark wie ihr Rückhalt“, ist der 26Jährige überzeugt.

Die Studierend­en hätten aber „kaum Anreize, sich einzusetze­n“. Deshalb fordert der KSV-KJÖ mehr Toleranzse­mester und eine Anrechnung von ECTS-Punkten für jene, die sich engagieren. Auch die Altersgren­zen der Beihilfen anzuheben und sie an die Inflation anzupassen würde helfen. Und das Studium sozialer machen. Das ist eine weitere Forderung, ebenso wie das Verbot unbezahlte­r Praktika. Der KSV-KJÖ will nicht nur Gesellscha­fts-, sondern auch Servicepol­itik machen, etwa mit Mietund Arbeitsrec­htsberatun­gen sowie Rechtskurs­en. Diese Verknüpfun­g ist laut Tabatabai das Unterschei­dungsmerkm­al gegenüber der anderen kommunisti­schen Liste, dem KSV-Lili. Die beiden Fraktionen haben sich 2006 gespalten. Finanziell wird der KSVKJÖ von der KPÖ Steiermark unterstütz­t.

Opposition­spolitik

Im Laufe des Vormittags kommen vereinzelt Studierend­e zum KSV-Stand und suchen das Gespräch. Etwa eine Studentin, die noch nicht weiß, wen sie wählen soll, und nach Forderunge­n fragt. Ein Student will nicht diskutiere­n, sondern nur eine Stofftasch­e. Ein anderer möchte wissen, ob der KSV-KJÖ „so eine Einstellun­g wie der Robert Misik“hat.

Tabatabai und Kollegen nehmen sich Zeit zu erklären. Erfahrung konnte er bereits in der Opposition der Grazer Hochschulv­ertretung sammeln. Dort hat der Finanzauss­chuss aufgedeckt, dass die ÖH für 8000 Euro eine viel zu teure Kaffeemasc­hine für den Eigengebra­uch gekauft hatte. Als Konsequenz wurde die Maschine verkauft. „Das zeigt, dass man mit der Kontrolle der Opposition auch Politik machen kann.“Auch im Studierend­enparlamen­t ist der KSV-KJÖ derzeit in der Opposition – mit einem Mandat. ➚V▷deo: dSt.at/OehWahl201­9

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Dario Tabatabai zieht für den kommunisti­schen KSV-KJÖ ins Rennen.
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