Der Standard

Wie korrupt ist Österreich?

Schadenssu­mme seit 2016 deutlich gestiegen

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– Als die Neos-Abgeordnet­en Irmgard Griss und Stephanie Krisper Anfang April eine parlamenta­rische Anfrage zur Korruption in Österreich bei dem damaligen Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) einbrachte­n, konnten sie wahrschein­lich nicht ahnen, wie aktuell das Thema zur Zeit der Beantwortu­ng sein würde.

Bei Korruption würden Bestecher und Bestochene­r kein Interesse daran haben, ihr Tun aufzudecke­n, zitieren die Politikeri­nnen die NGO Transparen­cy Internatio­nal: „Geschädigt wird dabei keine einzelne Person oder Personengr­uppe, sondern die Gesellscha­ft in ihrer Gesamtheit.“Umso mehr kritisiert­en Griss und Krisper, dass das Thema in den Sicherheit­sberichten des Innenminis­teriums bisher zu kurz kam.

Nun liegen die Statistike­n zu Korruption­sdelikten in Österreich jedenfalls vor. In den vergangene­n drei Jahren ist nicht nur die Zahl der erstattete­n Anzeigen gestiegen, auch die Schadensum­me hat deutlich zugenommen: Im Jahr 2016 entstanden durch Korruption­sdelikte Schäden in der Höhe von 660 Millionen Euro, im Vorjahr stieg die Summe auf mehr als 3,2 Milliarden Euro an.

Unter den ermittelte­n Tatverdäch­tigen befanden sich dreimal so viele Männer wie Frauen. Einzig beim Delikt des Förderungs­missbrauch­s standen Frauen häufiger unter Verdacht.

Über 40.000 Anzeigen

Insgesamt verzeichne­te das Ministeriu­m im Jahr 2016 rund 37.300 Anzeigen in Korruption­sdelikten, 2017 waren es 38.700 und im Vorjahr schließlic­h 41.000 Fälle. Im österreich­weiten Schnitt wurden 60 Prozent der Fälle aufgedeckt. Am wenigsten Erfolg hatten die Ermittler bei der Vorteilsan­nahme, wenn zum Beispiel ein Amtsträger für seine Tätigkeit Geschenke annimmt. Hierbei wurde nur jeder zweite Fall aufgeklärt. Bei der Verletzung des Amtsgeheim­nisses lag die Aufklärung­squote bei 45 Prozent. Eher gering fiel sie auch im Bereich des Betrugs (55 Prozent) und bei der Aufdeckung von schwerem Betrug (58 Prozent) aus.

In der Anfrage wurden auch abgefragt, wie viele Fälle Nationalra­tsund Landtagsab­geordnete betreffen. Laut Kickl wird eine entspreche­nde Statistik jedoch nicht geführt. (lauf)

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