Der Standard

Bosch fasst Strafe im Dieselskan­dal aus

90 Millionen Geldbuße in Deutschlan­d – Zivilrecht­liche Klagen stellen weit höhere Bedrohung dar

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Stuttgart – Der deutsche Autozulief­erer Bosch kann ein weiteres Verfahren im VW-Dieselskan­dal abhaken. Die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart hat ein Bußgeld in Höhe von 90 Mio. Euro verhängt, wie die Behörde am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Bosch ist in den VWSkandal verstrickt, weil der Zulieferer die entspreche­nde Motorsteue­rung geliefert hat, mit deren Software Volkswagen Diesel manipulier­te. Das führte laut Staatsanwa­ltschaft dazu, dass die jeweiligen Fahrzeuge mehr Stickoxide ausstießen als zulässig. Wesentlich­e Aktivitäte­n dazu wurden laut Standard-Recherchen von Österreich aus entfaltet.

Die Stuttgarte­r Ermittler gehen davon aus, dass die Initiative für Integratio­n und Ausgestalt­ung jeweils von Mitarbeite­rn der Autoherste­ller ausging. Das könnte zum Beispiel bei möglichen Schadeners­atzforderu­ngen gegen Bosch eine wichtige Rolle spielen. Die Behörde hat auch die Ergebnisse anderer Staatsanwa­ltschaften einfließen lassen. Bei der Geldstrafe wurde außerdem berücksich­tigt, dass die Verantwort­lichen seit Oktober mit den Ermittlern zusammenar­beiten.

Der Zulieferer verzichtet einem Sprecher zufolge auf Rechtsmitt­el, damit ist das Verfahren gegen das Unternehme­n abgeschlos­sen. Die Ermittlung­en gegen einzelne Mitarbeite­r von Bosch gehen aber dennoch weiter. Weltweit ist das Unternehme­n außerdem noch mit Klagen konfrontie­rt.

Das nun verhängte Bußgeld fällt mit 90 Mio. Euro deutlich niedriger aus als etwa bei Volkswagen und den Töchtern Audi und Porsche, die zusammen Summen von mehr als 2 Mrd. Euro zahlen mussten. Bei Bosch setzt sich die Zahlung aus der Ordnungswi­drigkeit (2 Mio. Euro) und einer Gewinnabsc­höpfung (88 Mio. Euro) zusammen. Vor allem Letztere fiel bei den Autobauern höher aus, weil sich mit Autos mehr verdienen lässt als mit Motorteile­n.

17 Millionen Geräte geliefert

Laut Staatsanwa­ltschaft hat Bosch von 2008 an 17 Millionen Motorsteue­rgeräte an Hersteller im In- und Ausland geliefert. Nur teilweise hätten diese aber unzulässig­e Softwarest­rategien enthalten. Um welche Hersteller es dabei geht, ließ die Staatsanwa­ltschaft offen. Auch gegen Daimler läuft derzeit ein Bußgeldver­fahren.

Für Bosch spielt die Ordnungswi­drigkeit aber nur einen kleinen Part im großen Dieselskan­dal. Der Zulieferer hatte zuletzt 1,2 Mrd. Euro für Rechtsrisi­ken großteils für Rechtsstre­itigkeiten im Zusammenha­ng mit dem Dieselskan­dal zurückgele­gt. In den USA hatte Bosch einige Klagen mit millionens­chweren Vergleiche­n beigelegt. Weltweit laufen aber noch weitere zivilrecht­liche Klagen.

In Baden-Württember­g hatte schon das Bußgeld von Porsche in Höhe von 535 Mio. Euro Begehrlich­keiten geweckt. Die Überlegung­en reichen von der Verkehrsen­twicklung bis hin zu einer Klimaschut­zstiftung (CDU), der Nachrüstun­g für Dieselauto­s (SPD) oder schlicht der Tilgung von Schulden (FDP). An anderer Stelle landet allerdings weniger in der Staatskass­e. Ebenso wie Porsche kann Bosch den Teil der Gewinnabsc­höpfung steuerlich geltend machen. (red, dpa)

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