Der Standard

Thiems neue Regierung

Extrainer Günter Bresnik ist nun auch nicht mehr Geschäftsp­artner von Dominic Thiem. Herwig Straka übernimmt das Management des Tennisstar­s. Er will dessen Profil schärfen.

- Christian Hackl

Am Ende einer Beziehung stand einst ein von Hand geschriebe­ner Brief, im Jahre 2019 ist es eine Mail. Günter Bresnik gab am Donnerstag­vormittag bekannt, dass nun auch seine geschäftli­che Beziehung mit Dominic Thiem, Österreich­s weitaus bestem Tennisspie­ler, Geschichte ist. Jene als Trainer war ja bereits vor Wochen vom 25-jährigen Thiem aufgekündi­gt worden. Bresnik (58) teilte also mit: „Nach insgesamt rund 17 gemeinsame­n Jahren ziehe ich mich heute auch von meiner Funktion als Dominics Manager aus dem operativen Tagesgesch­äft zurück. Ich freue mich, dass wir dafür mit Herwig Straka einen internatio­nal renommiert­en, erfahrenen, integren Fachmann gewinnen konnten. Ich bin dankbar und stolz.“

Die komplette Trennung hatte sich angekündig­t, Bresnik sagte dem AtDndDrd: „Ich will nicht als Manager zu Turnieren reisen, das bin ich nicht. Eigentlich war geplant, nach einem Sieg bei den French Open den Schlussstr­ich zu ziehen. Aber es ist sich nicht ausgegange­n.“Thiem sei „ein fertiger Spieler“, fertig im Sinne von perfekt ausgebilde­t: „Und wirtschaft­lich

könnte er sehr viele Familien gut ernähren.“

Natürlich ist die Scheidung nicht ganz so harmonisch verlaufen, aber ein öffentlich­er Rosenkrieg wurde vermieden. Bresnik, der seine Familie auch ohne Thiem gut ernähren kann, hat eine Abschlagsz­ahlung erhalten, es gab ja einen gültigen Vertrag. Wie bei Fußballtra­nsfers wurde Stillschwe­igen vereinbart.

Straka ist der Nutznießer. Er selbst legt darauf Wert, „mich nicht in ein gemachtes Bett gelegt zu haben“. Thiem sei an ihn herangetre­ten. Der 53-jährige Straka ist eine große Nummer im Tennis, der Steirer ist Turnierdir­ektor der Erste Bank Open in Wien, veranstalt­et viele Heim-Daviscups, sitzt im ATP-Board of Directors. Mit Thomas Muster ist er freundscha­ftlich und geschäftli­ch verbunden, er kümmert sich auch um andere Sportler, Eishockey-Crack Thomas Vanek und Hartberg-Trainer Markus Schopp zählen zu seinen Klienten. Mit Thiem gibt es nun ein langfristi­ges Abkommen.

Dem AtDndDrd sagte Straka. „Ich bin keine Übergangsr­egierung.“Interessen­konflikte sieht er nicht. „Obwohl man das behaupten kann. Entscheide­nd ist die persönlich­e Integrität.“Als Turnierche­f muss er zum Beispiel die Gage von Lokalmatad­or Thiem ausverhand­eln, quasi sich mit sich selbst an den Tisch setzen. „Er bekommt weiterhin den marktüblic­hen Preis.“Thiem sei eine Marke, ein Wirtschaft­sunternehm­en. „Es geht nicht ohne Management, man braucht Begleiter, um sich auf das Wesentlich­e, das Tennis, zu konzentrie­ren. Denn als Spieler ist man nie fertig, er ist bei 98 Prozent. Wir werden einen Plan entwickeln.“Das Profil gehöre geschärft. „Wofür steht er? Er ist eine Persönlich­keit, man kann aber an Schrauben drehen.“Prinzipiel­l erfülle der Weltrangli­stenvierte die Voraussetz­ungen, um ein Star zu sein. „Er ist authentisc­h, wirkt glaubwürdi­g.“

Bresnik reist übrigens auch zu den am Sonntag beginnende­n French Open nach Paris. Als Trainer des Letten Ernests Gulbis. „Ich gehe von einem sehr kurzen Aufenthalt aus.“Thiem und Straka werden länger vor Ort sein. Bresnik: „Dominic zählt zu den Topfavorit­en, er ist bereit. Jene, die vor ihm liegen, werden nicht besser. Und dahinter tut sich wenig.“

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Foto: APA/Scheriau Herwig Straka kümmert sich ab sofort um die Marke Dominic Thiem.
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Foto: Imago Günter Bresnik hat die Scheidung von Dominic Thiem vollzogen.

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