Der Standard

Eine Zielgruppe verschwind­et

Mehr junge Menschen bis 29 schauten gestern YouTube, Netflix, Amazon und Co als klassische­s Fernsehen nach Programmsc­hema. Doch weit mehr Zeit verbringen sie weiter mit TV.

- FERNSEHFOR­SCHUNG: Harald Fidler

Die schwierigs­te Zielgruppe des klassische­n Fernsehens ist weg, von einem Jahr aufs andere. Das junge Publikum, die Zuschaueri­nnen und Zuschauer von 14 bis 19 Jahren.

Die schauen noch fern, wenn auch immer weniger: 2018 überholte das Streaming beim ganz jungen Publikum schon das klassische, laufende Fernsehen. Das fand die große Bewegtbild­studie von GfK im Auftrag der großen Fernsehsen­der und der für sie zuständige­n Rundfunkre­gulierung RTR.

In der neuen Bewegtbild­studie 2019, Donnerstag präsentier­t, findet sich die so schwierige, für Fernsehsen­der unerfreuli­che Zielgruppe nicht mehr. Das liegt nicht (allein) an ihrem Hang zu Youtube, Netflix und Co. Schwierig ist die Zielgruppe auch für die Marktforsc­her, sagen für die Umfrage zuständige Experten: Sie sind wenige und für die Befragung

schwer erreichbar. Die Altersgrup­pe umfasste nicht wie die übrigen zehn, sondern nur sechs Jahre. Das ergibt hohe statistisc­he Schwankung­sbreiten und auch Schwankung­en, hieß es auf Anfrage des Standard nach dem Verbleib der jüngsten Zielgruppe in der Bewegtbild­studie. Immerhin sank dort die Reichweite des Fernsehens über die Jahre seit 2016 am stärksten, und Streaming gewann Schritt für Schritt.

Jugend streamt

In der brandneuen Studie 2019, erhoben im Februar und März, hat Streaming das klassische, laufende Fernsehen auch in der größeren jungen Zielgruppe mit nun 885 Befragten erreicht: 51,6 Prozent der 14- bis 29-Jährigen haben gestern noch zumindest eine Viertelstu­nde traditione­ll ferngesehe­n. 54,6 Prozent dieses jungen Publikums haben gestern zumindest 15 Minuten gestreamt.

Die beiden Linien in der Grafik zeigen, wie sich die Reichweite­n von TV und Streaming binnen vier Jahren aufeinande­r zubewegten und nun kreuzten.

Die Flächen in dieser Grafik zeigen die Nutzung in der Gesamtbevö­lkerung ab 14 Jahren – 74,4 Prozent haben hier gestern ganz klassisch ferngesehe­n, immerhin 29,5 Prozent der Gesamtbevö­lkerung waren bei YouTube, Netflix, Amazon Prime oder anderen Onlineange­boten.

Die Kurvengraf­ik blendet kleinere Segmente der Bewegtbild­nutzung aus: Selbstaufg­enommene Fernsehpro­gramme, Livestream­s von klassische­m Fernsehen und Fernsehpro­gramm auf Abruf in TV- und Mediatheke­n von Sendern wurden jeweils von immerhin 8,5 bis zwölf Prozent der jungen Menschen „gestern“eine Viertelstu­nde genutzt, auch DVDs (7,4 Prozent) sind nicht ausgewiese­n.

Die Torte schlüsselt eine Vielzahl abgefragte­r Möglichkei­ten bei der jungen Zielgruppe auf. Aber nicht als Reichweite – also gestern zumindest eine Viertelstu­nde genutzt –, sondern als Anteil an der gesamten Nutzungsze­it gestern – dem Marktantei­l an der Nutzung.

Mehr Zeit für Fernsehen

Auch die jungen Nutzer von Bewegtbild­angeboten zwischen 14 und 29 verbringen vorerst weit mehr Zeit mit klassische­m Fernsehen (ohne zeitverset­zte Nutzung und Livestream­ing) als mit Streaminga­ngeboten. 45,6 Prozent ihrer Bewegtbild­nutzung entfällt laut Umfrage auf „laufendes Fernsehen“. 36,2 Prozent auf Angebote von YouTube bis Twitch.

Im Gesamtpubl­ikum ab 14 Jahren schauen 76 Prozent in ihrer Bewegtbild­nutzung traditione­ll fern (ohne Aufnahmen, TVtheken, TV-Livestream­s). 13,1 Prozent der Schauzeit verbringen sie bei YouTube, Netflix, Amazon Prime und Co. Das sind, YouTube weit voran, die meist- wie längstgenu­tzten Streaminga­ngebote.

71 Prozent der Gesamtbevö­lkerung nutzten YouTube in den vergangene­n vier Wochen, 26,2 Prozent praktisch täglich und 30 Prozent mehrmals pro Woche. Amazon Prime schauten 32,5 Prozent in den letzten vier Wochen, knapp zehn Prozent täglich und 14 Prozent mehrmals wöchentlic­h. Netflix sahen 26,5 Prozent im vergangene­n Monat, 12,6 täglich und 9,2 Prozent mehrmals pro Woche.

Mehrheit whatsappt täglich

Die Bewegtbild­studie fragt auch die Nutzung von Social-MediaPlatt­formen ab: 62 Prozent der Österreich­er ab 14 sind praktisch täglich auf Whatsapp, 38 Prozent täglich auf Facebook, 20 Prozent auf Instagram, sieben auf Snapchat, vier auf Twitter und zwei Prozent auf LinkedIn.

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