Der Standard

Ibiza, ein Glücksfall

- Eric Frey

Helmut Kohl, der Kanzler der deutschen Einheit, ist über eine Parteispen­denaffäre gestürzt – so wie Spitzenpol­itiker in aller Welt. Parteispen­den sind das Gift der Demokratie. Sie verleiten zu Korruption und untergrabe­n das Ansehen der Politik.

Bisher war in Österreich der Skandalpeg­elstand bei der Parteienfi­nanzierung relativ niedrig, auch dank der großzügige­n staatliche­n Förderung. Aber das ändert sich. Wahlkämpfe werden teurer. Die 436.000 Euro, die KTM-Chef Stefan Pierer der ÖVP vor der letzten Nationalra­tswahl zukommen ließ, waren für den Wahlsieg von Sebastian Kurz wohl nicht entscheide­nd. Aber sie haben bei vielen den Eindruck verstärkt, dass Politik käuflich ist.

So gesehen könnte sich das Ibiza-Video als Glücksfall erweisen – wenn nämlich Heinz-Christian Straches Prahlereie­n dazu führen, dass die zahnlosen Bestimmung­en für die Kontrolle von Parteispen­den endlich verschärft werden. Der Vorschlag von SPÖ und FPÖ, individuel­le Obergrenze­n für Spenden einzuführe­n, sind wenig zielführen­d. Denn strikte legale Limits schaffen oft Anreize für kreative Umgehungen oder illegale Geldflüsse. Dann gebe es bald noch mehr parteinahe „gemeinnütz­ige Vereine“.

Besser ist der Fünfpunkte­plan von Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker. Sie ist schon jetzt für die Prüfung von Parteispen­den zuständig, dies aber mit unzureiche­nden Mitteln. Verschärft­e Transparen­zregeln, laufende Kontrollen und hohe Verwaltung­sstrafen, die der Rechnungsh­of direkt verhängt – all das wäre ein großer Fortschrit­t.

Über Details lässt sich streiten, vor allem über die Frage, wann die Strafgeric­hte aktiv werden sollen. Aber die Botschaft ist richtig: Parteispen­den sind per se kein Unrecht, solange Herkunft und Höhe sofort bekannt werden und nicht erst Monate nach einer Wahl. Dann können sich die Wähler selbst ein Bild machen, ob Sauberkeit herrscht oder nicht.

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