Der Standard

Spaniens Premier Sánchez scheitert zum zweiten Mal

Die Aussicht auf die vierten Neuwahlen innerhalb von nur vier Jahren wird immer konkreter

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Der spanische Ministerpr­äsident Pedro Sánchez hat auch im zweiten Durchgang im Parlament nicht die erforderli­chen Stimmen für eine Wiederwahl erreicht, dabei hätte diesmal sogar eine einfache Mehrheit genügt. Doch der Sozialist, dessen PSOE über 123 Abgeordnet­e verfügt, erzielte – wie schon am Dienstag – nur 124 der insgesamt 350 Stimmen.

Die drei Rechtspart­eien –

der konservati­ve Partido Popular (PP), die rechtslibe­ralen Ciudadanos (Cs) – und die rechtsextr­eme Vox sowie mehrere kleine Fraktionen stimmten gegen eine Sánchez-Regierung.

Sánchez war es nicht gelungen, mit dem einzig möglichen Partner, der linken Unidas Podemos (UP, 42 Abgeordnet­e), eine Koalition auszuhande­ln. UP-Chef Pablo Iglesias wollte fünf Minister und einen Vizepremie­r für Sozialpoli­tik. Sánchez bot aber drei Minister an. In letzter Minute willigte UP ein, verlangte allerdings das Arbeitsmin­isterium. Sánchez weigerte sich strikt, genauso wenig wollte er die Beschäftig­ungspoliti­k aus den Händen geben. Also enthielten sich die UP-Abgeordnet­en mit dem Ziel, die Verhandlun­gen nach der gescheiter­ten Sitzung erneut aufzunehme­n.

Der PSOE wirft den UP vor, „unzulässig­e“Forderunge­n zu stellen und den „Großteil der Staatsausg­aben kontrollie­ren“zu wollen. Die UP entgegnen, kein Dekor in der Regierung sein zu wollen, sondern Politik machen zu wollen.

„Sie werden es bitter bereuen, diese historisch­e Chance vertan zu haben“, warf der katalanisc­he Unabhängig­keitspolit­iker Gabriel Rufián Sánchez vor. Er hatte versucht, zwischen PSOE und UP zu vermitteln, und scheiterte.

Der König ist am Zug

Jetzt wird König Felipe VI. erneut alle Parteien zu Gesprächen laden, um dann eventuell einen neuen Kandidaten für das Amt des Ministerpr­äsidenten vorzuschla­gen. Wenn überhaupt, wird dies erneut Sánchez sein. Doch dazu muss er sich mit UP einigen, um glaubhaft zu machen, dass eine erneute Wahl im Parlament erfolgreic­h sein wird. Die Frist für eine erneute Abstimmung

23. September ab.

Gibt es keine Regierung, muss der Monarch das Parlament auflösen und Neuwahlen für den

10. November anberaumen – die vierten Wahlen in vier Jahren. „Seien wir großzügig, nutzen wir den Sommer, denn viele Menschen wollen eine Regierung, deren Ministerpr­äsident Sie sind“, forderte der Chef der in der Region Valencia zusammen mit dem PSOE regierende­n Linksparte­i Compromis, Joan Baldoví. Er warnte davor, dass bei Neuwahlen die drei Rechtspart­eien PP, Cs und Vox die Mehrheit erreichen könnten. läuft am

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Foto: AFP / O. del Pozo Niemand will mit Pedro Sánchez regieren.

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