Der Standard

Zoom: „Wir sind von keiner Partei finanziert“

Anonymer Macher des „Kurz-Enthüllung­s“-Onlineport­als äußert sich zum ersten Mal

- Sebastian Fellner, Walter Müller

Der ehemalige Europapoli­tiker und Journalist Hans-Peter Martin legt Wert auf ein klares Dementi. Weder er noch ehemalige Mitglieder seiner ExPartei „Liste Dr. Martin“hätten irgendetwa­s mit der ominösen Internetpl­attform Zoom, die Enthüllung­en über das „Bro-Netzwerk“des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz angekündig­t hat, zu tun.

Zoom hatte als Einstieg über die Freundscha­ft von Sebastian Kurz mit dem illustren Wiener Szenemanag­er Martin Ho einige Geschichte­n samt Drogengerü­chten fabuliert.

Martins Aufregung ist grundlos, die Spur führt ohnehin nicht zu ehemaligen Parteimitg­liedern, sondern zum Umfeld der seinerzeit­igen Liste Martin, wie Recherchen des Standard ergaben – und auf die Martin nun selbst hinweist. Der Ex-Politiker nennt sogar konkrete Namen, darunter einen Computersp­ezialisten sowie

seinen ehemaligen Mitstreite­r Martin Ehrenhause­r, der zwar nicht als Parteimitg­lied, aber als Parteifrei­er für die Liste Martin im EU-Parlament saß.

Im April 2011 hatte Ehrenhause­r Strafanzei­ge gegen HansPeter Martin wegen Verdachts auf Betrug, Untreue und Fördergeld­missbrauch erstattet. Die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien hat die Ermittlung­en gegen Hans-Peter Martin aber im Januar 2015 eingestell­t. Ehrenhause­r will im Gespräch mit dem Standard versichern, dass auch er mit Zoom nichts im Sinne habe: „Ich bin derzeit nicht politisch aktiv, deshalb möchte ich nur klarstelle­n, dass ich nicht hinter dem Zoom-Institut stecke.“

„Ich sah etwas Besonderes“

Ehrenhause­r hat aber gute Kontakte zu jenem IT-Unternehme­r, der nun tatsächlic­h hinter Zoom steht. Dieser bestätigt im Gespräch mit dem Standard – unter der Bedingung der Wahrung seiner Anonymität –, dass er und weitere Aktivisten die Seite „Zoom“betreiben.Er sei vor Monaten privat in Hos Club X gewesen und habe dort „etwas Besonderes“beobachtet. Es sei in diesem Moment jedenfalls die Idee entstanden, über die Freundscha­ft zwischen Ho und Kurz zu recherchie­ren, die laut Zoom auch eine starke geschäftli­che Komponente habe.

„Ibiza-Gate und der darauf folgende Neuwahlant­rag haben dann Druck gemacht, die Recherchen zu veröffentl­ichen“, sagt der Aktivist und beteuert, dass die Seite „in keiner Weise von einer Partei finanziert ist, sondern als zivilgesel­lschaftlic­hes Projekt von mehreren Privatpers­onen betrieben wird“. Er selbst sei vor Jahren Mitglied des ehemaligen Liberalen Forums gewesen.

Im Übrigen seien die Zoom-Macher auch bereit, im Ernstfall ihre Anonymität aufzugeben. Die Recherchen seien „so gründlich, dass uns daraus rechtlich keine Probleme erwachsen können“.

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