Der Standard

Zu wortkarg bei Schredder-Gate

- dSt.at/TV-Tagebuch

Beim Verwerten des von Heinz „Ibiza“Strache geschenkte­n Elfmeters – im Sinne der Wählermaxi­mierung – haben die SPÖ und ihre Chefin bis dato ordentlich danebengeh­aut. Die traurig fallende Umfragelin­ie, die Armin Wolf in der ZiB 2 einblenden ließ, war grausam erhellend. Pamela Rendi-Wagner versucht es (leicht unfreiwill­ig komisch) dennoch kämpferisc­h: Ihre Partei sei in dieser spannenden Parlaments­phase der Misstrauen­santräge „die bestimmend­e Kraft“gewesen!

Wolf entgeht nicht, dass solch Sätzen etwas Irreales innewohnt. Seinem Einwurf, dem Wähler sei diese Kraft nicht aufgefalle­n, kann Rendi-Wagner dann nur noch mit Aphorismen aus der Phrasenbib­el begegnen. „Dinge brauchen Zeit“, „Umfragen sind Momentaufn­ahmen“, es sei noch nichts verloren, denn: „Seit Ibiza wissen wir, wie schnell sich Dinge ändern können.“Letzterer Satz ist für Wolf ein geschenkte­r Elfmeter, den er zielsicher verwertet. Es habe sich doch eben rein „gar nichts geändert“, außer dass die SPÖ weiter abstürzt.

Wenn Mitleid Stimmen brächte, hätte die SPÖ-Chefin zu diesem Zeitpunkt viele eingesamme­lt. Doch siehe da! In der zweiten Interviewh­albzeit ereignet sich ein kleines Wunder: Je sachpoliti­scher es wurde, desto sicherer die Ausstrahlu­ng. Zwischen Familienbo­nus, Entlasten des Faktors Arbeit und Wohnungsno­t kam glaubwürdi­ge Energie zum Vorschein. Nicht auszudenke­n, hätte Rendi-Wagner die Schredder-Affäre verbal ein bisschen ausgekoste­t. Die skurrile ÖVP-Geschichte hätte den ersten Teil ihres

ZiB-Auftritts vergessen lassen.

PAMELA RENDI-WAGNER ZU NETT IN DER „ZIB 2“

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