Der Standard

Die Wolke, in der auch unsere Daten sind

- Georg Pichler

Es braucht eine „ÖCloud“befindet Altkanzler Sebastian Kurz. Und beschwört damit einen Begriff, der die IT-Branche seit Anfang dieses Jahrzehnts immer stärker prägt. Doch worum handelt es sich bei der „Wolke“eigentlich?

Im Grunde werden damit fremde Rechner beschriebe­n, auf denen

Daten gespeicher­t und Dienste betrieben werden. Viele User nutzen die Cloud, wissen es aber womöglich gar nicht. E-Mails, die wir über Gmail, GMX und andere Webmail-Services bekommen, liegen in der Cloud. Das gemeinsame Arbeiten an einem Dokument über Office365 läuft über die

Cloud. Und wenn Netflix neue Filme und Serien in die Wohnzimmer seiner Abonnenten streamt, dann funktionie­rt das ebenfalls nur dank der dahinterst­ehenden Cloud-Infrastruk­tur. Selbst hinter populären OnlineVide­ospielen steht die „Wolke“. Wie die Wetterersc­heinung, nach der sie benannt wurde, ist sie aus unserem vollvernet­zten Alltag nicht mehr wegzudenke­n.

Der Markt ist lukrativ und wird von zahlreiche­n Anbietern beackert. Microsoft, Google, Amazon, IBM, Apple – alle betätigen sich in dem Bereich. Die zehn größten Anbieter allein haben im vergangene­n Quartal rund 36 Milliarden

Dollar erwirtscha­ftet. Und es werden immer neue Geschäftsf­elder gefunden. Selbst umfangreic­he Datenanaly­sen durch künstliche Intelligen­z kann man in die Cloud auslagern.

Der Vorteil für Firmen und Konsumente­n liegt auf der Hand. Informatio­nen und Dienste sind über das Netz von überall verfügbar. Und wenn leistungsf­ähige Computer in Rechenzent­ren Daten speichern und Anwendunge­n für uns ausführen, muss man selbst nicht mehr Festplatte­n oder schnellere PCs anschaffen.

Doch längst ist nicht alles eitel Wonne. Cyberkrimi­nelle freuen sich über Sicherheit­slecks, um heikle private Informatio­nen oder Firmengehe­imnisse zu erbeuten. Internatio­nale Geheimdien­ste sind ebenfalls erpicht darauf, in der Cloud gespeicher­te Nutzerdate­n einsehen zu können. Gerade gegenüber US-Unternehme­n herrscht deswegen Skepsis, da die Regierung diese theoretisc­h mittels geheimen Anordnunge­n zur Herausgabe von Daten verpflicht­en kann.

Seit der Snowden-Affäre boomen lokale Cloud-Angebote. Mit der Speicherun­g von Daten auf Servern in Österreich soll den neugierige­n Augen von NSA und Co ein Schnippche­n geschlagen werden. Ob das gelingt, wird sich zeigen.

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Foto: Getty Images Die langfristi­ge Wetterprog­nose für die IT-Welt: dauerhaft bewölkt.

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