Der Standard

Mehr Geld für den freiheitli­chen Klub, weniger für die Mandatare

Kandidaten verpflicht­en sich, dem Klub zwanzig Prozent der Mittel für Mitarbeite­r zu überweisen – das könnte rechtswidr­ig sein

- Fabian Schmid

Am freiheitli­chen Parteichef Norbert Hofer regt sich intern erste, leise Kritik. Der Grund dafür ist ein neuer Passus in einer Vereinbaru­ng, die Kandidaten für die Nationalra­tswahl mit der Partei abschließe­n müssen. Abgeordnet­e müssen sich in der dem STANDARD vorliegend­en Vereinbaru­ng bereiterkl­ären, „zur Steigerung der Effizienz der parlamenta­rischen Arbeit“zwanzig Prozent des „Vergütungs­anspruchs nach dem Parlaments­mitarbeite­rgesetz“in eine Arbeitsgem­einschaft einzubring­en. Will der Kandidat das nicht, ist eine höhere Klubabgabe fällig.

Das Parlaments­mitarbeite­rgesetz legt einen Betrag fest, der Abgeordnet­en für ihre Mitarbeite­r zur Verfügung steht. Momentan

handelt es sich dabei um rund 4100 Euro. Davon können ein bis zwei Mitarbeite­r bezahlt werden, die den Mandatar einerseits zu Sachthemen beraten, anderersei­ts Tätigkeite­n wie den Kontakt zu Bürgern oder Terminange­legenheite­n regeln. Dazu gibt es mehrere Sichtweise­n: Einerseits stärken parlamenta­rische Mitarbeite­r das freie Mandat, da der Politiker selbst Ressourcen zur Verfügung hat. Anderersei­ts werden persönlich­e Mitarbeite­r oft als „Leibeigene“gesehen, die den Launen ihres Abgeordnet­en ausgeliefe­rt sind.

Die FPÖ will nun zwanzig Prozent des Betrags, also rund 820 Euro, in den Klub schleusen. Nimmt man die derzeit 50 Abgeordnet­en zur Berechnung, ergibt sich ein Betrag von 40.000 Euro monatlich. Der Politologe Hubert Sickinger, Experte für Parteienfi­nanzierung, sagt, dass die „Mittel strikt zweckgebun­den“verwendet werden müssen. Sprich: Es müsste ein Mitarbeite­rpool für bis zu sieben Personen geschaffen werden, auf den alle Abgeordnet­en gleicherma­ßen zugreifen können. Eine Verwendung für Öffentlich­keitsarbei­t wäre hingegen widerrecht­lich. „Es kann ein Versuch sein, Abgeordnet­en Geld wegzunehme­n – oder es kann sinnvoll sein, weil die Mitarbeite­r weniger von den einzelnen Abgeordnet­en abhängen“, erwägt Sickinger.

In der FPÖ vermuten einige Abgeordnet­en Ersteres. Sie zeigen sich über die Zentralisi­erung der Ressourcen wenig erfreut. „Von Unmut wissen wir nichts“, sagt hingegen Volker Höferl, Pressespre­cher des Parteiobma­nns. Das Geld solle jedenfalls für einen „Expertenpo­ol“verwendet werden.

 ??  ?? Hält die Hand auf, um einen „Expertenpo­ol“zu finanziere­n: FPÖ-Chef und Klubobmann Norbert Hofer (hier in den Klubräumen).
Hält die Hand auf, um einen „Expertenpo­ol“zu finanziere­n: FPÖ-Chef und Klubobmann Norbert Hofer (hier in den Klubräumen).

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