Der Standard

Viele offene Asylverfah­ren

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Die Zahl der Asylanträg­e ist nach dem Rekordjahr 2015 zwar wieder massiv gesunken, das Bundesverw­altungsger­icht (BVwG), bei dem beeinspruc­hte Asylanträg­e landen, spürt allerdings noch nichts von einem geringeren Arbeitsauf­wand. Ganz im Gegenteil: Dem Tätigkeits­bericht für das Jahr 2018 ist zu entnehmen, dass – wie schon in den Jahren davor – mehr neue Fälle dazugekomm­en sind, als abgearbeit­et werden konnten. Konkret wurden 29.200 Verfahren abgeschlos­sen, rund 34.100 wurden aber neu eröffnet. Mit Stichtag Ende Jänner, zu dem der Jahresberi­cht erstellt wurde, waren somit fast 40.000 Verfahren offen und in Bearbeitun­g.

Damit verbunden ist auch eine längere Verfahrens­dauer, die Menschen müssen also länger auf die Entscheidu­ngen des BVwG warten. In den vergangene­n beiden Jahren haben bereits 53 Prozent der Verfahren länger als sechs Monate gedauert (in den Jahren davor waren es nur 45 Prozent). Trotz des erwähnten Rückgangs bei den neuen Asylanträg­en (im ersten Halbjahr 2019 waren es nur mehr 5799) erwartet das Bundesverw­altungsger­icht auch in den kommenden Jahren keine Entspannun­g.

Grund dafür ist zum einen, dass es seit 2016 ein sogenannte­s „Asyl auf Zeit“gibt. Das heißt, dass vorerst nur ein befristete­s Aufenthalt­srecht auf drei Jahre gewährt wird. In weiterer Folge muss aber natürlich in einem neuen Verfahren überprüft werden, ob der Aufenthalt­stitel verlängert wird. Der Fokus des Bundesamte­s für Fremdenwes­en und Asyl, dessen Mitarbeite­rstand von 555 im Jahr 2014 auf heuer 1271 aufgestock­t wurde, auf Aberkennun­g von Asyl und subsidiäre­m Schutz, Abschiebun­gen und aufenthalt­sbeendende Maßnahmen sowie Schubhaft werde dazu führen, dass auch in den kommenden Jahren keine Trendumkeh­r stattfinde­n werde, erwartet das BVwG.

Die im Bundesfina­nzrahmenge­setz vorgesehen­en personelle­n Einsparung­en im Ausmaß von 120 Planstelle­n würden die Situation noch verschärfe­n, heißt es. Nicht zuletzt deshalb haben Standesver­treter bereits mehr Personal gefordert und wurden dabei auch von Ex-Justizmini­ster Josef Moser unterstütz­t. Er hatte sich dafür ausgesproc­hen, 100 Mitarbeite­r zusätzlich aufzunehme­n. Aktuell gibt es 549 Planstelle­n. (go)

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