Der Standard

Waldbrände erwärmen Russlands US-Beziehunge­n

Kreml wertet Hilfsangeb­ot von Trump bei Löscharbei­ten als positives Signal für bilaterale­s Verhältnis

- André Ballin aus Moskau

Geteiltes Leid ist halbes Leid: Sowohl in Kanada als auch in Alaska und Sibirien brennen riesige Waldfläche­n. Besonders schwer ist die Lage in Russland. 2,8 Millionen Hektar Wald, eine Fläche fast so groß wie Niederund Oberösterr­eich zusammen, sind abgebrannt. Präsident Wladimir Putin hat zuletzt das Verteidigu­ngsministe­rium mobilisier­t, sich an der Feuerbekäm­pfung zu beteiligen. Nun hat ein Anruf aus dem Weißen Haus im Kreml zumindest einen Funken Hoffnung glimmen lassen.

Zwar nicht auf das Ende des Infernos in Sibirien, aber immerhin

auf das Ende der diplomatis­chen Eiszeit. Donald Trump soll Putin in dem Telefonat Hilfe bei der Bekämpfung der Waldbrände angeboten haben. Putin habe sich für das Angebot bedankt und erklärt, Russland werde bei Bedarf darauf zurückkomm­en, teilte der KremlPress­edienst mit.

Signal oder Fehlalarm?

„Russlands Präsident bewertete den Schritt vonseiten des US-Präsidente­n als Pfand dafür, dass es gelingt, die Beziehunge­n beider Länder in Zukunft wieder vollständi­g herzustell­en“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Der Optimismus wurde von anderen russischen Politikern aufgenomme­n: Der Chef des Auswärtige­n Ausschusse­s in der Duma, Leonid Sluzker, meinte, Trumps Angebot bei der Waldbrandh­ilfe sei ein Beleg, dass Ankündigun­gen, die Beziehunge­n zu Russland verbessern zu wollen, „kein Bluff“gewesen seien. „Die großzügige Geste erhöht die Chancen auf eine Normalisie­rung der Beziehunge­n“, sagte der auf westlichen Sanktionsl­isten stehende Politiker.

Die Basis für den russischen Optimismus ist aber reichlich unklar. Von US-Seite wird der Inhalt des Telefonats nämlich zurückhalt­ender wiedergege­ben. Aus dem Weißen Haus heißt es nur, Trump habe sich besorgt über die Waldbrände geäußert. Ansonsten soll es beim Gespräch um die Handelsbez­iehungen gegangen sein.

In jedem Fall müsste Russland ein Hilfsangeb­ot Trumps sehr genau prüfen. Der US-Präsident ist nämlich in der Vergangenh­eit bei der Waldbrandb­ekämpfung mit einem sehr originelle­n Ansatz aufgefalle­n. Als im vergangene­n Herbst Kalifornie­n in Flammen stand, riet Trump zu einem angebliche­n alten finnischen Rezept bei der Feuerbekäm­pfung: Man solle den Waldboden rechen.

An einem anderen Schauplatz setzte Moskau derweil nicht auf Deeskalati­on. In der Ostsee startete die Marine am Donnerstag unangekünd­igt ein Manöver mit rund 70 Schiffen und 10.000 Mann.

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