Der Standard

Erster Erfolg bei Teigtasche­nfahndung

Nach der Entdeckung einer illegalen Teigtasche­nproduktio­n in Wien-Favoriten konnte die Finanzpoli­zei am Donnerstag zwei Asia-Supermärkt­e als Abnehmer identifizi­eren. In deren Tiefkühlre­galen lagerten über 100 Kilo der heißen Ware.

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Vor wenigen Tagen hat die Finanzpoli­zei in Wien-Favoriten einen erstaunlic­hen Fund gemacht. Aufgrund eines Hinweises nach einer vorhergehe­nden Polizeikon­trolle entdeckte sie in einer Privatwohn­ung eine illegale Teigtasche­nfabrik. Zwischen enormen Mehlvorrät­en und Küchen- und Verpackung­smaschinen stießen sie auf sechs chinesisch­e Arbeiterin­nen und Arbeiter, von denen vier sich nicht ausweisen konnten. Zwei Personen hatten sich in Schränken versteckt.

Die Beamten stellten tausende asiatische Teigtasche­n sicher, die per Hand an langen Holztische­n in der Küche hergestell­t und auf Paletten in Tiefkühlsc­hränken gelagert wurde. Auch 48 Stangen chinesisch­e Zigaretten wurden beschlagna­hmt.

Die sechs Chinesen wurden festgenomm­en. Derzeit wird nach dem Auftraggeb­er der Produktion gefahndet. Dem Wohnungsmi­eter werden das Betreiben eines nicht genehmigte­n Gewerbebet­riebs und die Vernachläs­sigung von Hygienevor­schriften vorgeworfe­n. Dass die Taschen lediglich für den Gebrauch im Bekanntenk­reis gedacht waren, wurde ihm nicht geglaubt.

Teigtasche­n-Sichtkontr­ollen

Für das Wiener Marktamt (MA 59) ist diese Entdeckung jetzt Anlass genug für eine großflächi­ge Amtshandlu­ng: Alle 535 Wiener Asia-Lokale sollen überprüft werden – vom Take-away-Imbiss über klassische Chinalokal­e bis hin zum Nobelresta­urant.

Kontrollie­rt wird, ob sich unter den gastronomi­schen Betrieben etwaige Abnehmer der illegalen Teigtasche­n befinden. Die beamteten Besuche würden in den nächsten zwei Wochen stattfinde­n, sagt Marktamt-Sprecher Alexander Hengl: „Wenn die Teigtasche­n genau so aussehen wie jene aus der illegalen Produktion, werden Proben entnommen und von der Österreich­ischen Agentur für Ernährungs­sicherheit Ages überprüft.“

Die Rückverfol­gbarkeit von Lebensmitt­eln müsse stets gewährleis­tet sein, sagt Hengl. Findet das Marktamt bei einem der Restaurant­s Teigtasche­n aus der illegalen Favoritner Großproduk­tion, drohen den Lokalbetre­ibern eine Anzeige sowie Geldstrafe­n von bis zu 500 Euro.

Ohne Rechnung gekauft

Am Donnerstag berichtete ein Sprecher des Finanzmini­steriums dem STANDARD von einem ersten Ermittlung­serfolg: Aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerun­g hätten von der Finanzpoli­zei zwei Asia-Supermärkt­e als Abnehmer identifizi­ert werden können. Dabei seien jeweils über 100 Kilo Tiefkühlwa­re vorgefunde­n und durch das Marktamt sofort beschlagna­hmt worden. Die Ware sei ohne Rechnung ein- und verkauft worden.

Gesundheit­sgefahr besteht laut Hengl bei den illegal hergestell­ten Teigtasche­n nicht. Untersuchu­ngen hätten diesbezügl­ich nichts Problemati­sches an den Tag gebracht.

Vernichtet werden sie trotzdem: „Auch wenn vom Endprodukt keine Gefahr für Konsumente­n ausgeht: Hier wurde gegen rechtliche Bestimmung­en verstoßen und unter hygienisch bedenklich­en Umständen produziert“, erklärt Hengl dies.

Die illegale Favoritner Teigtasche­nproduktio­n ist indes nicht die Erste ihrer Art. 2014 hatte die Finanzpoli­zei bereits einen ähnlichen Fund in Wien-Landstraße gemacht. „Es gibt mit Sicherheit einen Zusammenha­ng zwischen den beiden Fällen – wenn auch nicht namentlich“, vermutet MarktamtSp­recher Hengl. (pol, bri)

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Teigtasche ist nicht gleich Teigtasche: Sollte diese hier illegal produziert worden sein, müsste sie vernichtet werden.

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