Der Standard

Laut Wien Energie sind keine Arbeitsplä­tze durch Stillstand gefährdet – ÖVP, FPÖ und Neos üben scharfe Kritik an der Wiener SPÖ

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– Nach einem politische­n Hickhack in den vergangene­n Monaten steht das größte Biomassekr­aftwerk Österreich­s vorläufig still. Das Wien-Energie-Werk in Simmering ist einer jener Standorte, deren Förderung heuer ausgelaufe­n ist. Die Anlage war bisher nur wirtschaft­lich rentabel, weil sie mit rund zehn Cent pro Kilowattst­unde gefördert wurde, heißt es bei dem Betreiber.

Die Verantwort­ung zur Förderung von Biomassekr­aftwerken liegt seit heuer in der Hand der Bundesländ­er. Nachdem die von der ÖVP geplante Gesetzesno­velle im März erst im Bundesrat an einem SPÖ-Veto scheiterte, wurden wenig später ein Grundsatzg­esetz sowie neun Ausführung­sgesetze beschlosse­n.

Der vorläufige Stopp sorgt nun jedenfalls für heftige Kritik. Das Herunterfa­hren des Standorts würde eine „rot-grüne KlimaSchei­nheiligkei­t entlarven“, sagt Wiens Vizebürger­meister Dominik Nepp (FPÖ). Den Stillstand in Simmering habe „allein die SPÖ Wien zu verantwort­en“, heißt es auch seitens der Wiener ÖVP. Die Roten hätten Kompromiss­vorschläge für eine Übergangsl­ösung „zu Fall gebracht“, monieren die Neos. Und auch das Umweltmini­sterium übte leise Kritik: Demnach wäre der Schritt „vermeidbar gewesen“.

„Haben davor gewarnt“

Ganz anders sieht man das im Büro der Wiener Umweltstad­trätin Ulli Sima. „Das ist die Situation, vor der wir aufgrund des Vorgehens der ehemaligen Ministerin Köstinger (Elisabeth, ÖVP, Anm.) immer gewarnt haben“, sagte ein Sprecher. Statt einer „bundesweit einheitlic­hen, schnellen Regelung“gebe es mehrere Gesetze, die in Brüssel notifizier­t werden müssen. Dieser Schritt sei notwendig, um abzusicher­n, dass das Ländergese­tz dem EU-Recht entspricht. In Wien arbeite man jedenfalls „auf Hochtouren“, um das Gesetz noch im August fertigzust­ellen.

Beim Kraftwerk selbst weiß man nicht, wann der Betrieb wieder aufgenomme­n werden könne. „Wir haben abgedreht, weil es keine Nachfolgef­örderung gibt“, sagt eine Wien-Energie-Sprecherin zum STANDARD. „Wir können das Kraftwerk jetzt nicht wirtschaft­lich betreiben.“Arbeitsplä­tze seien bis zur Wiederaufn­ahme nicht gefährdet. Bisher wurde die Anlage von Mitarbeite­rn am Standort mitbetreut.

Mit der in dem Simmeringe­r Biomassekr­aftwerk gewonnenen Energie wurden bisher 48.000 Wiener Haushalte mit Strom und 12.000 mit Wärme versorgt. Seit der Eröffnung des Kraftwerks 2006 sind dadurch laut WienEnergi­e jährlich 144.000 Tonnen CO2 eingespart worden. (lauf)

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