Der Standard

Wie der Stadterwei­terungsfon­ds die Wiener Kirchen förderte

Der Wiener Stadterwei­terungsfon­ds spendete großzügig für Opus Dei und Co – Illegal war das nicht, heißt es in einer Weisung

- Renate Graber

Wien – Die Disziplina­rverfahren gegen zwei Sektionsch­efs im Innenminis­terium, die in der Causa Stadterwei­terungsfon­ds der Untreue beschuldig­t werden, laufen bereits. Die Anklage der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) wurde beeinspruc­ht, sie ist nicht rechtskräf­tig.

Die beiden Spitzenbea­mten sowie ein pensionier­ter Sektionsch­ef und der Chef des zum Innenminis­terium ressortier­enden Fonds sollen eine Million Euro an Spenden zweckwidri­g verteilt haben. Die WKStA hatte ursprüngli­ch drei Millionen Euro an Spenden als zweckwidri­g und daher strafrecht­lich relevant angesehen, die Oberbehörd­e hat dann aber einen Teil als rechtmäßig eingestuft. Zum Beispiel fast alle Zuwendunge­n für Kirchen.

Aus Justizunte­rlagen geht hervor, warum. 2005 war der Fondszweck die Finanzieru­ng der Errichtung und Erhaltung insbesonde­re öffentlich­er Gebäude, zur Verschöner­ung der Wiener Innenstadt. Ende 2005 ließen Fondschef und Kuratorium­smitgliede­r (die beschuldig­ten Beamten) Petersund Jesuitenki­rche je 5000 Euro zukommen.

Hintergrun­d der Spende an die Peterskirc­he war laut Anklage die persönlich­e Freundscha­ft des Fondschefs mit dem Zuständige­n von Opus Dei, welchselbi­ger sich um die Peterskirc­he kümmert. Auch mit dem Rektor der Jesuitenki­rche sei der Mann befreundet gewesen; der Kirchenman­n habe später dessen Kinder getauft und ihn, wie berichtet, für einen kirchliche­n Orden empfohlen.

Doch warum durfte an Kirchen gespendet werden, die „keine öffentlich­en Gebäude, geschweige denn Bundesgebä­ude sind“, wie selbst das Justizmini­sterium befand? Weil die Kirchengeb­äude „in aller Regel öffentlich zugänglich und von touristisc­hem Wert“seien, heißt es in einem Papier, anhand dessen die Verantwort­lichen am 8. Juni 2016 über die nächsten Verfahrens­schritte in der politisch sensiblen Causa entschiede­n.

Sensibel ist die Angelegenh­eit, weil die beschuldig­ten Beamten ÖVP-nahe sind und als bestens vernetzt gelten. Einer von ihnen wurde, trotz anhängiger Ermittlung­en, von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) zum Sektionsch­ef gekürt. Der Fondschef war einst ÖVP-Funktionär.

Zurück zu den Kirchen: In Zuwendunge­n an sie lasse sich der Fondszweck „für eine Verschöner­ung der (vor allem) Inneren Stadt erkennen“, so das Ministeriu­m. Also wurde das Verfahren in dem Punkt auf Weisung eingestell­t.

Dasselbe passierte mit dann mit (erneuten) Spenden für Peters(100.000 Euro), Michaeler-, Lutherisch­e Stadt- und Franziskan­erkirche, den Pfarrhof Maria Geburt sowie die Apostolisc­he Nuntiatur: All das erfüllt laut Justiz den Zweck der Verschöner­ung der Inneren Stadt.

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Foto: Getty Images Die Wiener Peterskirc­he bekam Spenden von 105.000 Euro.

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