Der Standard

„Gibt nun einen viel größeren Markt in Afrika“

Die größte Freihandel­szone der Welt soll Afrika in das Industriez­eitalter katapultie­ren. Auf dem Kontinent fallen fast alle Zölle. Die Erwartunge­n sind enorm. Aber was bringt der Pakt wirklich? Der Ökonom Augustin Fosu ordnet ein.

- INTERVIEW: Andreas Sator

Mehr als eine Milliarde Afrikaneri­nnen und Afrikaner sind seit einigen Wochen Teil von AfCFTA, des African Continenta­l Free Trade Agreement, der gemessen an der Bevölkerun­g größten Freihandel­szone der Welt. Auf 90 Prozent der Güter fallen die Zölle, für Unternehme­r die Reisebesch­ränkungen. 54 von 55 Ländern des Kontinents sind dabei, Ausnahme ist das autoritäre Eritrea. AfCFTA wird helfen, sagt Ökonom Augustin Fosu, kann aber nur der Anfang sein.

STANDARD: Was bringt AfCFTA?

Der Handel zwischen afrikanisc­hen Ländern wird stark zunehmen. Das ist der Sinn des Ganzen. Von einem extrem niedrigen Niveau zu einem vernünftig­eren.

STANDARD: Nur 16 Prozent der afrikanisc­hen Exporte gehen nach Afrika, in der EU gehen 69 Prozent in andere EU-Länder. Woran liegt das?

Das hat zwei zentrale Gründe. Der erste ist die Infrastruk­tur. Es ist sehr teuer, Güter innerhalb Afrikas zu transporti­eren. Die Straßen sind nicht gut. Meist ist es viel billiger, von der EU nach Afrika zu reisen als von einem afrikanisc­hen Land in ein anderes. Der zweite Grund ist, dass die meisten afrikanisc­hen Länder Rohstoffe und Mineralien produziere­n, die Afrikaner nicht importiere­n wollen. STANDARD: AfCFTA ändert das? übertreibe­n, es ist ein Anfang. Es könnte die Chance sein, um die Effizienz der eigenen Industrie zu erhöhen.

STANDARD: Südafrika, Botswana oder Mauritius haben Industrie, andere Länder bestehen großteils aus Subsistenz­bauern. Wie passt das alles in einen Handelspak­t?

Das ist ein wichtiger Punkt und war schon immer ein Problem bei Handelsver­trägen. Es müssen Mechanisme­n gefunden werden, um zu kompensier­en. Es braucht Transfers, Hilfe bei der Infrastruk­tur und der Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit. Das ist potenziell ein sehr großes Problem.

STANDARD: Ist Freihandel wirklich ein sinnvolles Konzept für teilweise extrem arme Länder? und ihn zu einem Großteil sogar ganz verboten. Ob das bei der Welthandel­sorganisat­ion durchgeht, ist aber noch unklar. Mauritius hatte hohe Zölle und unter dem Cotonou-Abkommen freien Zugang zu EU-Märkten. Das hat der Industrie sehr geholfen.

STANDARD: Warum spielen afrikanisc­he Länder nicht am Welthandel mit so wie asiatische?

Da kommen wir wieder zu den Transportk­osten. Die machen es schwierig mitzuspiel­en. Das ist, wo AfCFTA relevant wird. Es gibt nun einen viel größeren Markt in Afrika. Auch wenn man nicht für den Weltmarkt produziert, hat man Zugang zu einem größeren Markt in Afrika, in dem der Wettbewerb nicht ganz so hart ist.

STANDARD: Äthiopien oder Ruanda haben ziemliche Erfolge mit ihrer Industrie. Ist das nachhaltig?

Ich hoffe. Für eine Eisenbahns­trecke nach Dschibuti, zum Hafen, ging Äthiopien das Geld aus. Das Land kämpft auch gerade mit politische­n Konflikten. Ich hoffe, die bremsen die Wirtschaft nicht. Das Urteil steht noch aus.

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Eine Textilfabr­ik im Hawassa-Industriep­ark in Äthiopien. Afrikanisc­he Länder wollen weniger abhängig von Rohstoffex­porten werden. Ein Handelspak­t soll dabei jetzt helfen.

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