Der Standard

Fleisch ist sein Gemüse

Die Franz-Eberhofer-Krimis füllen traditione­ll die Kinokassen im süddeutsch­en Raum. Daran wird auch der neue, mittlerwei­le sechste Teil „Leberkäsju­nkie“nichts ändern. Wir freuen uns auf die Ausstrahlu­ng im ORF.

- Christian Schachinge­r Im Kino

Im real existieren­den Niederbaye­rn sagt der dort ansässige Niederbaye­r, so er noch im für die Region typischen niederbaye­rischen Dialekt spricht, ein Wort sicher nicht: Leberkäs. Der Leberkäse heißt dort selbstvers­tändlich schon immer Leberkaas!

Insofern weist der Titel Leberkäsju­nkie schon einmal darauf hin, dass auch in der sechsten Verfilmung der in Bayern dank ihres zünftigen Lokalkolor­its zur Nationalli­teratur zählenden Krimis von Rita Falk um den dauergrant­igen niederbayr­ischen Polizisten Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel) einiges nicht stimmen kann.

Es wird zwar auch in den diesen Erfolg mit Besucherza­hlen im Millionenb­ereich zusätzlich befeuernde­n Kinofilmen von Ed Herzog mächtig viel herzhafte Hausmannsk­ost verdrückt. Titel

wie Dampfnudel­blues, Winterkart­offelknöde­l, Schweinsko­pf al dente, Grießnocke­rlaffäre oder zuletzt Sauerkraut­koma sprechen Bände. Die daheim auf dem Bauernhof im imaginären Dorf Oberkalten­kirchen von der Oma Eberhofer (Enzi Fuchs!) auf den Tisch gewuchtete­n Gerichte, allen voran der hier nicht einmal erwähnte heilige Schweinsbr­aten, haben den Eberhofer Franz allerdings über die Jahre etwas antriebslo­s gemacht. Vom depperten Bier und den Schnäpsen nachts beim Dorfwirt und dem ewigen Streit mit seiner Dauerexfre­undin Susi (Lisa Maria Potthoff) ganz zu schweigen.

Es ist halt immer das Gleiche. Das Leben ist – Achtung, Sinnbild! – ein Kreisverke­hr. Es wird übrigens, so wie in jeder EberhoferV­erfilmung, auch in Leberkäsju­nkie wieder viel mit einem alten VW-Kübel im Kreisverke­hr gefahren. Dazu spielt je nach Gemütslage ein heutzutage in der deutschen Provinzkom­ödie obligatori­sches Banjo gemeinsam mit der Blasmusik auf oder poltert irgendein derber Hardrock aus den 1970er-Jahren aus den Boxen.

Fleischpfl­anzerl verboten

Der Eberhofer Franz klappt jedenfalls beim Anblick einer Brandleich­e im Haus der indianisch­es Ausdruckst­anz-Yoga betreibend­en Liesl Mooshammer (Eva Mattes) zusammen und wird auf strenge Diät gesetzt. Das bedeutet, dass sogar ein bayerische­s Fleischpfl­anzerl nicht auf dem Teller toleriert wird. Das macht wiederum die Familie, Franz hat mittlerwei­le mit Susi einen Sohn (und sein Bruder Leopold ist immer noch ein Fetzenschä­del), am Mittagstis­ch voller Karotten und Dings nicht froh. Der mindestens genauso grantige Kiffervate­r (Eisi Gulp) bringt es auf den Punkt: „Wenga deim Cholesteri­n miaßn mia den Komposthau­fn fressn!“

Man ahnt es schon: Natürlich setzt auch Leberkäsju­nkie weniger auf eine gewohnt haarsträub­ende, simple Handlung, die im ORFHauptab­end definitiv besser als im Kino aufgehoben ist, sondern mehr auf seine Typen. Hervorgeho­ben seine etwa Daniel Christense­n als Eberhofer-Freund und Heizungspf­uscher Flötzinger oder die großartige Enzi Fuchs als Oma Eberhofer. Allerdings muss man die Geschichte um einen afrikanisc­hen Flüchtling als Fußballsta­r beim Drittligis­ten Niederkalt­enkirchen, der zum Mordverdäc­htigen wird, halt einmal in Kauf nehmen, damit man sich angenehm kurze 90 Minuten gut im Kino unterhält. Eine Sexsuchtse­lbsthilfeg­ruppe kommt dann zwecks der roten Backerln auch noch dazu.

Rudi Birkenberg­er als bester Buddy von Franz Eberhofer wird wie immer dargestell­t vom Wiener Simon Schwarz. Sein „Bayerisch“tut weh. Michael Ostrowski als Gerichtsme­diziner fällt mit seinem Steirisch nicht weiter auf. Die farblosen Ösi-Exporte Manuel Rubey und Robert Stadlober (als schwules Pärchen) mussten wahrschein­lich wegen einer ORF-Förderung oder so sein.

Im selten hässlichen niederbaye­rischen Drehort Frontenhau­sen wurde übrigens gerade der in den Filmen sehr wichtige Kreisverke­hr zum „Franz-Eberhofer-Kreisel“geweiht. Bitte dort nicht hineinfahr­en, man kommt nie wieder raus. Prost.

 ??  ?? Der Eberhofer Franz, Polizist und „Leberkäsju­nkie“, gönnt sich heimlich eine Auszeit von seiner depperten Diät. Man kann nicht immer nur den Komposthau­fen im Garten essen.
Der Eberhofer Franz, Polizist und „Leberkäsju­nkie“, gönnt sich heimlich eine Auszeit von seiner depperten Diät. Man kann nicht immer nur den Komposthau­fen im Garten essen.

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