Irgendwann wird alles gut
SCHMERZGRENZEN ZWISCHEN YUNG HURN UND GEORGE ORWELL Die Nachwuchsplattform [8:tension] erlaubt spannende Blicke auf kommende Größen des zeitgenössischen Tanzes: Von Cloud-Rap über Schmerz bis Vergänglichkeit reichen die Themen.
Dieses Jahr hat das Impulstanz-Festival insgesamt zwölf Produktionen zu Gast, die in der Programmschiene für junge Choreografie mit dem Titel [8:tension] zu sehen sind.
Es sind Künstler aus São Paulo, Kairo, Moskau etc., die ein komplexes, weltumspannendes Porträt unserer Zeit vermitteln sollen: Mythisches und Sinnliches finden sich ebenso wie politisch-kritische Gesellschaftsdiagnosen. Vier Produktionen stehen aktuell noch aus. Ein Überblick:
1
Die Welt kann keine bessere werden, wenn niemand mehr von einer solchen träumt. Das denkt sich das amerikanisch-britische Duo Ellen Furey und Malik Nashad Sharpe. In Softlamp.autonomies ertanzen die beiden nach Vorbild des Cloud-Rap wienerischer Schule traumwandlerische Bilder von einer vollkommen antiautoritären Zukunft. Tiefes Blau mischt sich mit Berg- und Wolkenlandschaften und hypnotisierenden Rhythmen. Ein Muss für Freunde des Hip-Hop-Lokalhelden Yung Hurn. Schauspielhaus, 1. + 3. 8., 21.00 bzw. 19.00 2 Spielerisch geht es bei den als nasa4nasa auftretenden ägyptischen Tänzerinnen Noura Seif Hassanein und Salma Abdel Salam zur Sache: Im halbstündigen Stück Suash trifft man sich, nun ja, zum – Squash? Nicht wirklich, denn das tennisartige Spiel mit Schläger und Ball bleibt nur angedeutet. Entscheidend ist das Setting, in dem die Tänzerinnen zu Elektronikmusik synchrone Bewegungen vollführen. Die Premiere in Kairo fand mangels einer geeigneten Räumlichkeit auf einem Squashcourt statt. In Wien dreht man diese Sache um: Hier wird das Museum moderner
Kunst zum Spielfeld. 7. + 9. 8., 19.00 3 bzw. 19.30; Zusatztermin: 10. 8., 19.30
In ihrem Solo Pain Threshold, „Schmerzschwelle“– ein Begriff aus der klinischen Schmerzmessung – testet Marissa Perel die visuelle Schmerzempfindlichkeit des Publikums: Was wird in uns ausgelöst, wenn wir Augenzeugen von Gewaltanwendung werden? Ist es möglich, sich vom Drang, helfen zu wollen, freizumachen? Wenn ja, was sagt das über die eigene emotionale Verfassung? Leopold-Museum, 8. + 10. 8., 19.00 bzw. 18.00; Zus.: 11. 8., 16.00
4
„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei“, hat der große Zukunftspessimist George Orwell einmal gesagt. Die Russin Tatiana Chizhikova ergründet in Time to Time zu den Klängen des Elektronikers Roman Kutnov, was es heißt, gar nicht eilig vorbeizulaufen, sondern sich Schmerz und Schönheit der Vergänglichkeit hinzugeben. Schauspielhaus, 9. + 11. 8., 23.00 bzw. 19.30 TIPP: Verleihung des Impulstanz Young Choreographers’ Award, Kasino am Schwarzenbergplatz, 11. 8., 21.00