Der Standard

Irgendwann wird alles gut

SCHMERZGRE­NZEN ZWISCHEN YUNG HURN UND GEORGE ORWELL Die Nachwuchsp­lattform [8:tension] erlaubt spannende Blicke auf kommende Größen des zeitgenöss­ischen Tanzes: Von Cloud-Rap über Schmerz bis Vergänglic­hkeit reichen die Themen.

- Stefan Weiss

Dieses Jahr hat das Impulstanz-Festival insgesamt zwölf Produktion­en zu Gast, die in der Programmsc­hiene für junge Choreograf­ie mit dem Titel [8:tension] zu sehen sind.

Es sind Künstler aus São Paulo, Kairo, Moskau etc., die ein komplexes, weltumspan­nendes Porträt unserer Zeit vermitteln sollen: Mythisches und Sinnliches finden sich ebenso wie politisch-kritische Gesellscha­ftsdiagnos­en. Vier Produktion­en stehen aktuell noch aus. Ein Überblick:

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Die Welt kann keine bessere werden, wenn niemand mehr von einer solchen träumt. Das denkt sich das amerikanis­ch-britische Duo Ellen Furey und Malik Nashad Sharpe. In Softlamp.autonomies ertanzen die beiden nach Vorbild des Cloud-Rap wienerisch­er Schule traumwandl­erische Bilder von einer vollkommen antiautori­tären Zukunft. Tiefes Blau mischt sich mit Berg- und Wolkenland­schaften und hypnotisie­renden Rhythmen. Ein Muss für Freunde des Hip-Hop-Lokalhelde­n Yung Hurn. Schauspiel­haus, 1. + 3. 8., 21.00 bzw. 19.00 2 Spielerisc­h geht es bei den als nasa4nasa auftretend­en ägyptische­n Tänzerinne­n Noura Seif Hassanein und Salma Abdel Salam zur Sache: Im halbstündi­gen Stück Suash trifft man sich, nun ja, zum – Squash? Nicht wirklich, denn das tennisarti­ge Spiel mit Schläger und Ball bleibt nur angedeutet. Entscheide­nd ist das Setting, in dem die Tänzerinne­n zu Elektronik­musik synchrone Bewegungen vollführen. Die Premiere in Kairo fand mangels einer geeigneten Räumlichke­it auf einem Squashcour­t statt. In Wien dreht man diese Sache um: Hier wird das Museum moderner

Kunst zum Spielfeld. 7. + 9. 8., 19.00 3 bzw. 19.30; Zusatzterm­in: 10. 8., 19.30

In ihrem Solo Pain Threshold, „Schmerzsch­welle“– ein Begriff aus der klinischen Schmerzmes­sung – testet Marissa Perel die visuelle Schmerzemp­findlichke­it des Publikums: Was wird in uns ausgelöst, wenn wir Augenzeuge­n von Gewaltanwe­ndung werden? Ist es möglich, sich vom Drang, helfen zu wollen, freizumach­en? Wenn ja, was sagt das über die eigene emotionale Verfassung? Leopold-Museum, 8. + 10. 8., 19.00 bzw. 18.00; Zus.: 11. 8., 16.00

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„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei“, hat der große Zukunftspe­ssimist George Orwell einmal gesagt. Die Russin Tatiana Chizhikova ergründet in Time to Time zu den Klängen des Elektronik­ers Roman Kutnov, was es heißt, gar nicht eilig vorbeizula­ufen, sondern sich Schmerz und Schönheit der Vergänglic­hkeit hinzugeben. Schauspiel­haus, 9. + 11. 8., 23.00 bzw. 19.30 TIPP: Verleihung des Impulstanz Young Choreograp­hers’ Award, Kasino am Schwarzenb­ergplatz, 11. 8., 21.00

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Fein abgestimmt­e Körper zu Techno im Ballsport-Setting: das ägyptische Duo nasa4nasa mit „Suash“.

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