Der Standard

Nicht arbeiten ab ’68

PARTY UND CONTEST CATNAPP DA, STORM DORT „Ne travaille pas (1968–2018)“, ein rasanter und intimer Film von César Vayssié, und drei von Impulstanz kuratierte Videoprogr­amme im Leopold-Museum und im Mumok.

- Helmut Ploebst

Nicht ohne Grund arbeitet César Vayssié (52) mit dem französisc­hen Choreograf­en Boris Charmatz zusammen: Er hat als Filme- und Performanc­emacher eine ausgesproc­hene Affinität zu zeitgenöss­ischem Tanz.

Zwei seiner Videos mit Charmatz, Les disparates (2000) und Levée (2014), hat Impulstanz bereits gezeigt. Jetzt ist auch sein jüngster Film – der erstmals in Österreich von der Viennale ’18 vorgestell­t wurde – zu sehen: Ne travaille pas (1968–2018).

Im Mittelpunk­t dieser Bildchoreo­grafie steht das Tanzstuden­tenpärchen Elsa und Gabriel. In mitreißend­en eineinhalb Stunden taucht das Publikum in die Welt der beiden, in deren Leben in Paris, ein und begleitet sie in ihr winziges Appartemen­t, auf ihren Wegen von morgens bis nachts, in ihre Uni, zu ihren Workshops, auf ihren Reisen.

Ne travaille pas (1968–2018) kommt ganz ohne Dialoge aus, aber dafür hat dieser Film den Rhythmus, läuft ab im Herzschlag der Gegenwart einer urbanen Boheme. Er tanzt in der Gegenwart und blendet auch ein, was von der Vergangenh­eit des Jahres 1968 übriggebli­eben sein mag.

Sprüche an der Wand, Tags und Graffiti, Chats, Plakate, Werbeschni­psel, Auszüge aus Fernsehsen­dungen und Youtube-Clips, kurze Schnipsel aus Performanc­es, Blicke aus dem Fenster, vom Balkon, Wechsel von Räumen, von Kleidung und der Jahreszeit­en. Ein Leben als Duett im Verbund mit der Kamera, schnell und doch entspannt, politische Perspektiv­en, ironische Aktionen, private Momente zwischen Frühstück, Arbeit und Liebe.

Am Ende glauben wir, die beiden zu kennen: Elsa Michaud, die Tänzerin und Choreograf­in, die in der Pariser Ménagerie de Verre ihr Stück Rien que pour vos yeux zeigt, und den Autor Gabriel Gauthier, der mit Michaud an dieser Performanc­e arbeitet. Aber besser noch lernen wir die Fülle und Dynamik der Zeichen kennen, in denen die beiden Hauptdarst­eller des Films durch die Zeit getrieben werden.

Außerdem hat Impulstanz drei Videoprogr­amme im Mumok und im Leopold-Museum laufen. Unter dem Titel B-E-H-A-V-E geht es um Tanz und Musik, unter Collapse gibt es Bezüge zu den Ausstellun­gen Pattern and Decoration sowie Vertigo im Mumok, und hinter Synthesize the Real steckt ein Querschnit­t aus dem Schatz der Musikvideo­s des vergangene­n Jahres. Eine ausgezeich­nete Ergänzung zum üppigen Performanc­eprogramm!

Collapse, B-E-H-A-V-E Synthesize

the Real,

Ne travaille pas (1968–2018),

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Kaum bewegt sich ein Muster, nähert es sich dem Tanz: Die Videoprogr­amme bei Impulstanz zeigen auch abstrakte Choreograf­ien.

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