Der Standard

Ermittlung­en eingestell­t

2009 hat Bernard Madoff gestanden, Anlegerver­mögen in Milliarden­höhe in einem Betrugssys­tem versenkt zu haben. In Österreich wurde nun ein Strafverfa­hren gegen die Bank Medici eingestell­t, andere Verfahren laufen noch.

- Renate Graber

Nach zehn Ermittlung­sjahren rund um die Bank Medici, die Bank Austria und Madoff wird ein Teil der Causa eingestell­t.

Zehn Jahre dauern die Ermittlung­en in der Strafsache rund um die Bank Medici, die Bank Austria (BA) und Fondsgelde­r, die beim US-Finanzbetr­üger Madoff landeten, bereits – nun hat die Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien einen weiteren Teil der Causa beendet. Sie hat jenen Verfahrens­strang eingestell­t, in dem es um Betrugs-, Untreue-, Krida- und Geldwäsche­reivorwürf­e gegen die Bank Medici, ihre Mehrheitse­ignerin K. u. a. ging. Bekanntgem­acht wurde das jüngst in der Ediktsdate­i der Justiz.

Dieser Teil der sehr umfangreic­hen Causa dreht sich um die Herald-Fonds,

die die Bank Medici vertrieben hat. Sie gehörte zu 75 Prozent Sonja K., zu 25 Prozent der BA.

Über die zwei Herald-Fonds wurden Millionen eingesamme­lt, das Geld (auch) einfacher Anleger floss in die USA, zum damaligen New Yorker Anlagestar Bernard Madoff. Und der verspielte es in einem Schneeball­system, das aber erst 2008 aufflog. Die Beschuldig­ten beriefen sich stets darauf, selbst Opfer Madoffs gewesen zu sein. Der wurde Mitte 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Insgesamt versickert­en bei ihm rund 50 Milliarden Dollar. Österreich­ische AnMadoff leger verloren laut Nationalba­nk 350 Millionen Euro.

Die StA kam zum Schluss, dass die Beschuldig­ten die Anleger nicht getäuscht hätten, es gebe keinen Hinweis dafür, dass die Bankerin Vermögen „vertuschen“oder den Anlegern entziehen wollte.

Alle Aufgaben erfüllt

Alle versproche­nen Leistungen für den Fonds seien erbracht worden, auch die Kontrollen. Die StA glaubt den Beschuldig­ten, die sagten, dass „niemand in Österreich von Madoffs Betrug gewusst“habe. Die Anleger hätten allerdings zivilrecht­liche Ansprüche.

hat zugegeben, jahrzehnte­lang das größte „Ponzi-Scheme“der Geschichte betrieben zu haben. Bis zum Absturz war er ein Wall-Street-Held gewesen, der Exchef der größten elektronis­chen Börse der USA, Nasdaq, der Philanthro­p, bei dem alle ihr Geld deponierte­n, die auf sich hielten: Millionäre, Künstler, Freunde, Verwandte, Banken, Vermögensb­erater. Allerdings pflegte „Bernie“ab den 1970er-Jahren alte Kunden mit frisch eingesamme­ltem Geld auszuzahle­n.

Seinen Söhnen hat er am 9. Dezember 2008 die Wahrheit erzählt, sie gingen zur Polizei, die ihren aus einfachen Verhältnis­sen stammenden Vater später verhaftete. Der heute 81-Jährige hat später gestanden und sich entschuldi­gt. Die Freiheit wird Madoff, dessen Vermögen versilbert wurde, nicht mehr sehen. Sein Entlassung­stermin: im Jahr 2139.

In Österreich ist die Strafsache rund um den Fall Madoff noch nicht erledigt. Gegen die BA und Mitarbeite­r wird rund um den Primeo-Fonds noch ermittelt, es geht um die Frage, wer was wusste vom Geldfluss nach New York. Ein Vorhabensb­ericht dazu liegt im Justizmini­sterium. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

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Schon 2009 wurden persönlich­e Gegenständ­e von Bernard und Ruth Madoff versilbert. Seit damals wird auch in Österreich rund um Fonds und Geldflüsse ermittelt.

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