Der Standard

Polizei: Neonazi-Verdacht

Die politische Entwicklun­g in Österreich wirkt sich auch auf die persönlich­en Erwartunge­n der Wahlberech­tigten aus. Die ÖVP-Wähler haben seit der Abwahl von Kanzler Sebastian Kurz weniger Optimismus.

- Conrad Seidl

In Österreich stehen fünf Polizisten unter Neonazi-Verdacht. Ein Wiener Beamter ist trotz Razzia weiterhin im Dienst.

Insgesamt überwiegt der Optimismus in der österreich­ischen Gesellscha­ft – Männer und Frauen sind mit je 47 Prozent gleich optimistis­ch, auch bei der gegenteili­gen, ausgesproc­hen pessimisti­schen Haltung sind nur jeweils 18 bis 19 Prozent der Männer und Frauen negativ gestimmt – der große Rest ist indifferen­t.

Anders sieht es allerdings aus, wenn man die Parteipräf­erenzen der Befragten heranzieht: Da sieht man sofort, dass Wähler von ÖVP, Neos und Grünen zu mehr als 50 Prozent optimistis­ch sind – und dass in diesen Parteiwähl­erschaften auch deutlich weniger Pessimiste­n beheimatet sind.

Unterdurch­schnittlic­hen Optimismus zeigen die erklärten Wähler von SPÖ und FPÖ – und im ganz rechten Lager ist auch der Pessimismu­s besonders ausgeprägt: Gut jeder dritte Freiheitli­che ist ein Pessimist.

Das geht aus der vom Linzer Market-Institut regelmäßig gestellten Frage hervor, ob die Befragten „der nahen Zukunft mit Optimismus und Zuversicht oder eher mit Skepsis bzw. Pessimismu­s entgegense­hen“.

Market-Studienlei­ter David Pfarrhofer: „Diese Frage ist immer die erste Frage einer Umfrage, die Befragten wissen also nicht, ob es in der Folge um Politik oder um andere Themen gehen wird. Dennoch kann man vor allem im Langzeitve­rgleich erkennen, dass es einen Zusammenha­ng zwischen persönlich­er Stimmungsl­age und der Einschätzu­ng der politische­n Lage gibt.“

Auffallend sei etwa, dass der Optimismus der SPÖ-Wähler im Herbst 2017 eingebroch­en ist, als der Aufstieg der ÖVP unaufhalts­am erschienen ist und sich eine ÖVP-FPÖ-Koalition abgezeichn­et hat.

Im Dezember 2017 – die Regierung Kurz wurde gerade angelobt – hat in der Wählerscha­ft der SPÖ sogar der Pessimismu­s mit 48 Prozent den Optimismus überwogen. Besonders viele sozialdemo­kratische Pessimiste­n gab es auch im vorigen Herbst, als die von der türkis-blauen Regierung beschlosse­nen Arbeitszei­tgesetze ohne viel Diskussion in Kraft getreten sind. „Gefühlsmäß­ig hat sich das auf die sozialdemo­kratische Stimmung wohl negativ ausgewirkt“, sagt Pfarrhofer.

Freiheitli­che Pessimiste­n

Besonders bemerkensw­ert sei die Haltung der freiheitli­chen Parteigäng­er: „Bis in den Herbst 2017 konnte man deutlich sehen, dass die FPÖ-Präferente­n mit mehr oder weniger starker Mehrheit Pessimiste­n waren. Da war die FPÖ einfach die Partei der Unzufriede­nen. Mit der FPÖ-Regierungs­beteiligun­g hat sich das geändert. Da haben viele Sozialdemo­kraten das Vertrauen in die nähere Zukunft verloren – während die bisherigen Pessimiste­n einen Hauch von Optimismus verspürt haben. Ganz stark im Dezember 2017, als Heinz-Christian Strache Vizekanzle­r geworden ist. Da waren plötzlich sieben von zehn Freiheitli­chen Optimisten.“

Dieser Optimismus ist zwar wieder geschwunde­n, er war aber über weite Strecken höher als jener der Sozialdemo­kraten.

Mit Ibiza-Gate und dem Rückzug der freiheitli­chen Regierungs­mitglieder hat sich das Stimmungsb­ild im rechten Lager wieder gewandelt: In den Monaten davor hatten sich viele Freiheitli­che nicht zwischen Optimismus und Pessimismu­s entscheide­n können – jetzt neigen diese Wähler wieder stärker zum Pessimismu­s.

Und die ÖVP-Wähler? Diese sind fast zwei Jahre lang die größten Optimisten gewesen. Jetzt sind sie es immer noch, aber auf deutlich niedrigere­m Niveau.

 ??  ?? Quelle: Market im Auftrag von DER STANDARD, Telefonisc­he CATI-Interviews sowie Online-Interviews, jeweils n= 800 Befragte, repräsenta­tiv für die wahlberech­tigte österreich­ische Bevölkerun­g, Jüngste Erhebung: 8. bis 9. Juli 2019. Prozentzah­len; Fotos: APA | DER STANDARD
Quelle: Market im Auftrag von DER STANDARD, Telefonisc­he CATI-Interviews sowie Online-Interviews, jeweils n= 800 Befragte, repräsenta­tiv für die wahlberech­tigte österreich­ische Bevölkerun­g, Jüngste Erhebung: 8. bis 9. Juli 2019. Prozentzah­len; Fotos: APA | DER STANDARD

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