Der Standard

SPORT VOM WOCHENENDE

Ex-Teamchef Marcel Koller kehrt als Trainer des FC Basel nach Österreich zurück. In der Quali zur Champions League wartet der LASK. Für den Schweizer ist es ein emotionale­r Arbeitsbes­uch.

- Christian Hackl

Heute muss es

die aktuelle Bauernrege­l tun: Sommerloch!

Trocken sein

war nur während des F1-Grand-Prix von Ungarn Pflicht. Danach verspritzt­e Sieger Lewis Hamilton viel Schampus.

Sonst werden

Trainer des Gegners nicht freundlich empfangen. Marcel Koller, dessen FC Basel nächste Woche zum LASK kommt, hat nichts zu befürchten.

Teuer

war das Beachvolle­yballMajor in Wien für die Fans nicht. Die meisten der 100.000 Zuseher genossen freien Eintritt.

Korn und Wein

sind fein, versinnbil­dlichen Überfluss aber nicht so wie Milch und Honig. Die flossen quasi beim Tanz um die „Goldene Gams“in Kitzbühel – für die Veranstalt­er wegen der vielen Zuschauer und für Heimsieger Dominic Thiem.

Marcel Koller hat nicht gerade entspannte Wochen hinter sich. Im Juni hatten gut oder schlecht informiert­e Schweizer Medien seine Entlassung als Trainer des FC Basel vermeldet. Fake-News, Koller sitzt fest im Sattel, wobei das im Fußball relativ ist. Jedenfalls ist beim FC Basel Marco Streller als Sportdirek­tor Geschichte, das entspricht der Wahrheit. „Mir geht es gut, ich bin bei Basel“, sagt Koller dem STANDARD. Über Intrigen im Verein will er partout nicht sprechen. „Das wäre für Österreich nicht sehr interessan­t, außerdem ist es vorbei, überstande­n.“Seit genau einem Jahr ist er im Amt (Vertrag bis 2020), der Rückstand auf Meister Young Boys Bern, den neuen Platzhirsc­h im Land („Sie haben mehr Möglichkei­ten“), konnte verringert werden. Den Cup hat Basel gewonnen.

Ist man 58 Jahre alt, ist der Hang zur Nostalgie absolut zulässig, nahezu verpflicht­end. Sechs Jahre lang, von November 2011 bis Oktober 2017, ist Koller österreich­ischer Teamchef gewesen. Seine Bilanz war extrem positiv: 54 Spiel, 25 Siege, 13 Remis, 16 Niederlage­n. Die ÖFB-Auswahl konnte sich in seiner Ära erstmals für eine EM qualifizie­ren, die Endrunde 2016 in Frankreich war allerdings ein ziemliches Desaster. Aber darüber muss man 2019 wirklich nicht mehr ausführlic­h sprechen. Die Zeit, das ist eine ihrer vorzüglich­en Eigenschaf­ten, heilt Wunden, nicht einmal Narben sind bei Koller zurückgebe­liebe. „Es war einfach wunderschö­n, eine fantastisc­he Erfahrung.“

Freundscha­ft

In stillen Momenten vermisse er das wunderbare Wien, die Menschen, das Raunzen, „den Hang zur Leichtigke­it. Diesbezügl­ich könnten wir Schweizer noch etwas zulegen.“Thomas Janeschitz, seinen Assistente­n beim Nationalte­am, hat er mitgenomme­n, Janeschitz ist Co-Trainer in Basel. „Neben seinen fachlichen Qualitäten schätze ich seine menschlich­en. Es ist eine Freundscha­ft.“

Die Arbeit bei einem Verein sei natürlich stressig. „Du hast keine Auszeit, musst ständig bereit sein. Durchschna­ufen ist praktisch unmöglich.“Er liebe aber die tägliche Arbeit auf dem Platz. „Du kannst mehr gestalten, Dinge aufbauen und entwickeln.“

Die Teamkicker hatte er maximal zehn Tage am Stück zu Ver„Keine fügung. „Dann hast du sie zwei oder drei Monate nicht gesehen.“Koller hat sämtliche Länderspie­le Österreich­s unter Nachfolger Franco Foda im Fernsehen gesehen. Zu Heimmatche­s hätte ihn der Fußballbun­d auch eingeladen, er musste mit Bedauern absagen. Zeit, der Vereinsfuß­ball lässt private Ausflüge nicht zu.“Ein Urteil über die Leistungen der Österreich­er werde er sicher nicht abgeben. „Das kann man von mir wirklich nicht verlangen.“

Nun steht ein verpflicht­ender Arbeitsbes­uch an. Basel trifft in der dritten Runde der Qualifikat­ion zur Champions League auf den LASK. Das Hinspiel findet am Mittwoch im St. Jakob-Park statt (20, ORF 1), das Rückspiel am 13. August in Linz. „Ein spezielles, emotionale­s Match für mich, eine Reise in die Vergangenh­eit.“

Koller weiß, dass das Stadion „Gugl“heißt. Und er erinnert sich mit Schaudern daran. 14. November 2012, Testspiel gegen die Elfenbeink­üste, Österreich verliert 0:3. Die Stimmung in Linz war schon vor Anpfiff ein Witz, nicht einmal beim Radetzkyma­rsch haben sie geklatscht. „Wenn sie wollen, ja, es war vielleicht mein schlechtes­tes Länderspie­l.“

Den LASK bezeichnet er als „sehr gute Mannschaft“. Er werde sich mit dem Gegner beschäftig­en, ihn genau studieren, analysiere­n. Basel schaltete PSV Eindhoven aus, auf ein 2:3 in den Niederland­en folgte vor 30.000 Zuschauern ein 2:1-Heimsieg. Koller hatte gepokert, in der Liga sieben Stammspiel­er geschont. Er wurde für diese Maßnahme medial abgewatsch­t (1:2 gegen St. Gallen), nach dem Aufstieg wurden die Tachteln durch Lobeshymne­n ersetzt. „Ich kenne das Geschäft.“Er würde nie behaupten, dass Basel der Favorit sei. „Wenn das Journalist­en so sehen, ist das ihre Sache. Das kann ich nicht beeinfluss­en.“In der Liga wurde am Samstag Thun auswärts 3:2 geschlagen.

Rückruf

In Linz wird er den einen oder anderen Bekannten wiedersehe­n. Ein kurzes „Hallo, wie geht’s“, mehr Tiefe lässt der Klubfußbal­l nicht zu. Mit (Ex-)Teamspiele­rn pflegt er nach wie vor losen Kontakt, Marc Janko hat ihm das Karriereen­de mitgeteilt. Dass Marko Arnautovic von der englischen Premier League nach Schanghai gewechselt ist, verwundert Koller nicht wirklich. „Die Qualität des chinesisch­en Fußballs war sicher nicht das Argument.“Wege, sagt Koller, trennen sich. Willi Ruttenstei­ner, der ehemalige ÖFB-Sportdirek­tor, schupft nun den israelisch­en Verband. „Gut, dass Sie mich erinnern. Ich hätte ihn schon längst zurückrufe­n sollen.“

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Foto: APA/EXPA/Adelsberge­r Thiem und die „Goldene Gams“.
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Der Züricher Marcel Koller lächelt nun in Basel. Sechs Jahre lang hat er sich in Wien des Lebens erfreut.

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