Best of Polit-TV
1975: Kreisky – Taus
Zwei sonore Herren mit Brille, kein Moderator, ein Tisch mit Bergen von Papier, in denen laufend gekramt wurde. Das TV-Duell zwischen Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und seinem ÖVP-Herausforderer Josef Taus ist legendär. Im Gedächtnis blieb vor allem Kreisky s Spott über Taus’ „gouvernantenhafte Art“. Im Rückblick ist faszinierender, dass zwei Politiker mehr als eine Stunde versiert über Wirtschaftspolitik reden.
1994: Haiders Taferl
Zum Erstaunen von Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) zog Jörg Haider (FPÖ) erstmals eines der „Taferln“hervor, die zu einem seiner Markenzeichen werden sollten und seither über alle Parteigrenzen hinweg kopiert wurden. Mit großen Lettern prangerte er die hohen Bezüge eines Arbeiterkammerfunktionärs an und brachte Vranitzky damit gehörig in die Bredouille. Ein Jahr später waren die Roten schon besser auf Haiders Moves vorbereitet: „Mach ma wieder an Ausflug nach Maria Taferl?“, konterte Viktor Klima süffisant, als Haider ein Schild in die Kameras hielt.
2005: Straches Schreibkünste
„Prahlerisch“und „ausgesprochen peinlich“: Diese Selbstkritik hätte Heinz-Christian Strache schon zwölf Jahre vor Ibiza üben können. Beim damaligen ORF-„Sommergespräch“führte Armin Wolf den jungen FPÖ-Chef anlässlich einer Buchrezension auf dessen Homepage aufs Glatteis. Zuerst schmeichelte er Strache für dessen schriftstellerische Kompetenz: „Ich habe bewundert, dass Sie so gut schreiben können.“Als der Angesprochene sich im Lob sonnen wollte, wendete Wolf das Blatt. Er wies Strache nach, dass die Rezension auf Punkt und Beistrich von einer rechtsextremen „Heimatseite“kopiert wurde. Strache zeigte daraufhin das übliche Reaktionsmuster: Ausreden, Leugnung, Gegenangriff.
2016: Hofer – Van der Bellen
Vor der Präsidentenstichwahl hatte ATV eine verhängnisvolle Idee: Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen sollten unmoderiert miteinander diskutieren, das Setting gemahnte merklich an das legendäre Kreisky-Taus-Duell. Übersehen wurde, dass die Hofer’sche Crash-Rhetorik ein vernünftiges Gespräch schwierig macht: „Reden Sie mit einer Flasche, die redet nicht zurück“, empfahl er dem späteren Staatsoberhaupt. Van der Bellen ließ sich provozieren und zeigte Hofer entgeistert den Scheibenwischer.
2016: Stronachs Vermächtnis
Nach drei Jahren im Nationalrat stand das Team Stronach vor dem Aus, einige Abgeordnete verließen das sinkende Schiff Richtung ÖVP. Frank Stronach hatte noch nicht genug, am wenigsten von sich selbst: „Sie müssen über mich sprechen“, verlangte er von ORF-Moderatorin Susanne Schnabl. Insofern verständlich, als es bei Sachthemen bisweilen haperte – Stronachs vehemente Forderung, der Bundespräsident solle direkt vom Volk gewählt werden, konnte Schnabl sofort einlösen: „Das wird er ja!“, klärte sie auf. Politologe Peter Filzmaier war weniger gnädig. Die Kürzestanalyse des Stronach’schen Auftritts könne lauten: „Er ist plemplem.“