Thiem wechselt von Wolke sieben auf den harten Platz
Triumph in Kitzbühel folgt Masters-1000 in Montreal
Max Verstappen rüttelte vernehmlich am Thron des Weltmeisters, doch Lewis Hamilton ist nicht gewillt, seine Macht abzugeben. Der Mercedes-Star hat den erneuten Angriff des Red-Bull-Piloten beim Großen Preis von Ungarn mit einem Manöver drei Runden vor Schluss abgeschmettert und das letzte Rennen vor der Sommerpause gewonnen. Neben diesem atemlosen Duell blieb Sebastian Vettel im Ferrari als Drittem nur die Rolle des Statisten. Der Deutsche verdrängte kurz vor Rennschluss seinen Teamkollegen Charles Leclerc auf Rang vier. Valtteri Bottas im zweiten Mercedes enttäuschte als Achter.
„Ich bin müde, aber das muss wohl so sein“, sagte Hamilton und dankte dem Team für das Auto und die Strategie. Er geht als Führender der WM mit 250 Punkten in den Urlaub, Bottas bleibt mit 188 Punkten Zweiter. Verstappen (181) verpasste aufgrund stark abbauender Reifen seinen dritten Sieg aus den vergangenen vier Rennen knapp und blieb Dritter.
Noch am Samstag war Verstappen der Mann des Tages, als er vor den Toren Budapests zur ersten Pole Position seiner Karriere raste. Am Sonntagnachmittag rollten hinter ihm Bottas und Hamilton, gefolgt vom Ferrari-Duo Leclerc und Vettel, in die Startaufstellung. Keiner aus diesem Quintett gab sich eine echte Blöße, als die roten Ampeln ausgingen, in der ersten Kurve versuchten beide Mercedes-Fahrer dennoch mit aggressiven Manövern ihr Glück gegen Verstappen – das geschah mit Ansage. „Alles hängt vom Start und von Kurve eins ab“, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gesagt, „wenn wir vorbeikommen, dann haben wir die Chance auf den Sieg. Ansonsten wird es echt schwierig.“
Verstappen fuhr allerdings vorneweg, sowohl Red Bull als auch Mercedes zögerten, ihre Piloten an der Spitze zum Reifenwechsel zu rufen. Hamilton blieb auch da zunächst Zweiter, fuhr aber kurzzeitig wie in einer eigenen Liga. Zwei Sekunden holte er in einer Runde auf, kam aber nicht vorbei. Mercedes setzte dann auf eine überraschende Taktik: Der Champion wurde erneut an die Box gerufen, bekam frische Medium-Reifen und sollte bei noch 20 Runden etwa 20 Sekunden aufholen. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Move war“, funkte Hamilton, doch der Kommandostand sollte recht behalten. Der Mercedes war deutlich schneller, gleichzeitig bauten Verstappens Reifen rapid ab. Und drei Runden vor Schluss ging Hamilton vorbei.
Fortgesetzt wird die WM am 1. September in Spa-Francorchamps. Neun Rennen sind noch offen. (sid, red)
– Das Match noch in den Knochen, den Jubel der Zuschauer und die Hymne noch in den Ohren, reiste Dominic Thiem am Tag nach seinem Triumph in Kitzbühel nach Kanada. Mit dem Masters-1000 in Montreal beginnt für die Nummer vier der Tennisweltrangliste die Hartplatzsaison, die zunächst Ende August in New York in den US Open gipfelt.
Der erste Heimsieg war für den 25-jährigen Niederösterreicher ein ganz besonderer Motivationsschub. „Ich wollte ihn unbedingt haben“, sagte Thiem am Samstag nach dem finalen 7:6 (0), 6:1 über den Spanier Albert Ramos-Vinolas. Kitzbühel weckte schließlich so viele spezielle Erinnerungen: „Ich war als kleines Kind da, als Jugendlicher zuschauen, dann erstes Challenger, erstes ATP, erstes Finale, alles hier passiert. Da dann als Turniersieger zu stehen ist ein Wahnsinn.“Die 90.390 Euro Preisgeld und die 250 Zähler für die Rangliste, die Thiem für seine 14 Titel fünf Jahre nach seinem ersten Finale auf der ATP-Tour einheimste, gerieten darüber fast zu Nebensächlichkeiten.
Für Coach Nicolas Massu, der ebenfalls sehr emotional gejubelt hatte, ist es die Hauptsache, dass sich sein Schützling selbst eine Last genommen hat. „In Österreich gibt es zwei Turniere, und jedes Mal sieht man die Möglichkeit zu gewinnen. Jetzt ist es erstmals geschafft, Dominic wird in der Zukunft relaxter sein“, sagte der 39jährige Chilene. (APA, red)