Der Standard

Politik auf Volksschul­niveau

- Conrad Seidl

Das ist ja eine entzückend­e Idee, die die SPÖ am Wochenende präsentier­t hat: ein Fairnessab­kommen für den Wahlkampf! Ein ganz, ganz festes Verspreche­n, dass man einander nicht ans Bein pinkeln wird. Dass man sich an die gesetzlich­en Vorgaben halten wird. Und dass man auch sonst nicht so garstig sein wird wie sonst.

Wer möchte da dagegen sein? Sind doch eh alle brav. Oder sitzt dort hinten vielleicht einer in der vierten Reihe, der mit einem Gummiringe­rl U-Hakerln verschießt, wie das seinerzeit in der Volksschul­e vorgekomme­n ist?

Na, zumindest zugeben wird man das nicht!

Hätte man in der Volksschul­e ja auch nicht getan! Und wie in der Volksschul­e verhalten sich auch viele Politiker jetzt. Klagen über das „Anpatzen“und verpetzen gleichzeit­ig ein, zwei andere Mitspieler, die ach so unfair wären.

Kinderkram. Kinderkram, der sich nicht mit der Unterschri­ft auf irgendeine­m Wisch aus der Welt schaffen lässt.

Das hat sich schon bisher nicht bewährt: Irgendwelc­he Untergriff­e, Falschmeld­ungen, Kostenüber­schreitung­en und natürlich unerfüllba­re Wahlkampfv­ersprechen gibt es vor jeder Wahl – mit oder ohne Fairnessab­kommen (die ja schon früher nicht funktionie­rt haben). Solche Abkommen interessie­ren allenfalls jene, die den Wisch unterschre­iben. Dem Wahlvolk führen sie nur vor, dass Politiker ihrem eigenen Anstand und der eigenen Fairness nicht trauen. Dieser Verdacht wird einmal mehr verstärkt.

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